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Wirtschaft: UMTS-Lizenzen: Die Netzausrüster reiben sich die Hände

Wenn Finanzminister Hans Eichel beginnt, das Geld aus der UMTS-Versteigerung zu verbuchen, werden die Netzanbieter zur nächsten Runde im Geldausgeben starten. Gleich im Anschluss an die UMTS-Auktion beginnen die Verhandlungen mit den Netzausrüstern.

Wenn Finanzminister Hans Eichel beginnt, das Geld aus der UMTS-Versteigerung zu verbuchen, werden die Netzanbieter zur nächsten Runde im Geldausgeben starten. Gleich im Anschluss an die UMTS-Auktion beginnen die Verhandlungen mit den Netzausrüstern. Nokia-Manager erwarten, dass die ersten Aufträge bereits in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Der Aufbau werde pro Netz zwischen sechs und zehn Milliarden Mark kosten, schätzen Experten. Da UMTS auf einer anderen Frequenz funkt als die heutigen Mobilfunknetze nach dem GSM-Standard, müssen die bestehenden Basisstationen aufgerüstet oder gleich ganz neu gebaut werden. Zusätzliches Geld kostet der Umbau der Vermittlungsstationen. Vor allem bei der Installation der Netzinfrastruktur werde es ähnlich wie bei der Einführung von Wap oder GPRS zu Verzögerungen kommen, prognostiziert Arno Wilfert, Telekommunikations-Experte der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Auch Engpässe bei der Produktion und Auslieferung von UMTS-Handys könnten die Markteinführung verzögern.

Die Netzausrüster Alcatel, Ericsson, Lucent, Nokia, Motorola und Siemens stehen zwar schon seit Monaten in den Startlöchern und haben sich gründlich auf die Einführung des neuen Mobilfunkstandards vorbereitet. Doch bei der Umsetzung in die Praxis könnte es Engpässe geben, räumt Martin Karst von Ericsson ein. "Je nach dem wie viele Aufträge ein Anbieter ergattert, könnte es eng bei den Terminen werden." In den kommenden drei Jahren werden die Netzbetreiber in Europa bis zu 60 UMTS-Netze errichten. Eines ist sicher: Der Preispoker wird nach der Versteigerung der Lizenzen auf die Technikausrüster verlagert. "Es geht vor allem um das günstigste Angebot", ist sich Ericsson-Manager Karst sicher. Daher könne es durchaus sein, dass über alternative Finanzierungsmodelle diskutiert werde, wie es ein Sprecher von Viag Interkom Anfang August gefordert hatte. Der Netzbetreiber will die Ausrüster in das Risiko einbeziehen.

Die Technik ist schon lange aus der Laborphase heraus. So hat Ericsson mit T-Mobil und D2-Mannesmann in Düsseldorf ein UMTS-Netz probeweise installiert und testet von einem Bus aus multimediale Mobilfunkanwendungen. Siemens baut mit seinem japanischen Partner NEC für den britischen Mobilfunker British Telecom ein UMTS-Netz auf der Isle of Man, das bereits Anfang 2001 in Betrieb gehen soll. Auch die anderen Netzwerkkonzerne wie Alcatel, Nokia, Motorola und Lucent testen das System. Hauptprofiteur der anstehenden Investitionen wird nach Einschätzung von BHF-Bank-Analyst André Jäkel Ericsson sein. Die Schweden sind weltweiter Marktführer in der Telekom-Infrastruktur und halten heute bei Mobilfunknetzen einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Über 350 Telefongesellschaften, so die BHF-Bank, sind weltweit ihre Kunden. Da große Teile der bisherigen Infrastruktur für UMTS weiter verwendet werden können, habe Ericsson gute Karten.

Die WestLB Panmure sieht vor allem Alcatel, Nokia und Siemens als Gewinner. Alcatels Position im Rennen um das Mobilfunkgeschäft der dritten Generation habe sich nach der Gründung des Joint Ventures mit Fujitsu deutlich verbessert. Nokia habe sich auf Internet-Technologien spezialisiert und arbeitete mit Spezialisten zusammen, so das Argument. Auch Siemens habe eine starke Ausgangsposition, vor allem durch die Kooperation mit dem Netzspezialisten NEC.

jsn, gil

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