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Wirtschaft: UMTS: Mobilfunktechnik muss sich noch beweisen

UMTS - diese vier Buchstaben beherrschten die Medien im vergangenen Sommer. Am 17.

UMTS - diese vier Buchstaben beherrschten die Medien im vergangenen Sommer. Am 17. August 2000 fiel nach 18 Tagen und 173 Bieterrunden der Hammer bei der Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Mainz. Die vier Buchstaben stehen für "Universales Mobiles Telekommunikations-System", den neuen Mobilfunkstandard der dritten Generation, der die schnelle Übertragung von hohen Datenmengen in den Mobilfunknetzen möglich machen soll. Das Versenden etwa von Bildern, Videos und Musik mit dem Handy soll den Kunden ganz neue Produkte und Dienstleistungen bringen und den Mobilfunkbetreibern ein neues Geschäft. So kalkulierten die sechs Unternehmen jedenfalls, die am Ende zusammen knapp 100 Milliarden Mark für die Erlaubnis boten, ein UMTS-Netz in Deutschland betreiben zu dürfen. Jedes Unternehmen hat zwischen 16,4 Milliarden und 16,6 Milliarden Mark auf das Konto des Finanzministers überwiesen. Unter dieser Überweisung leiden die Lizenzgewinner heute noch.

Denn inzwischen hat sich die Stimmung um 180 Grad gedreht. Die Mobilfunk-Euphorie des vergangenen Jahres ist einem branchenübergreifenden Pessimismus gewichen. Zum einen wurde klar, dass dem rapiden Wachstum der Branche im vergangenen Jahr natürliche Grenzen gesetzt sind: Die Vieltelefonierer in Europa besitzen mittlerweile alle schon ein Handy. Außerdem hatte die aggressive Wachstumsstrategie - das Anwerben neuer Kunden mit subventionierten Handys, die Übernahme anderer Anbieter - die Mutterkonzerne der Mobilfunkunternehmen bereits viel Geld gekostet. Jetzt kamen nicht nur die Kosten für die Finanzierung der teuren Lizenzen, sondern auch noch die des Netzaufbaus hinzu.

Die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen, die bereits vor Beginn der Auktion auf dem Weg nach unten waren, sind seither dramatisch abgestürzt. British Telecom (Muttergesellschaft von Viag Interkom), Deutsche Telekom (T-Mobil), Vodafone (D2-Mannesmann), KPN (E-Plus) und die Neueinsteiger im deutschen Mobilfunkmarkt - Sonera/Telefónica (Group3G) und France Télécom/Mobilcom (Mobilcom Multimedia) - haben heute nur noch zwischen 60 und zwölf Prozent des Börsenwertes von vor einem Jahr. Der Markt lässt sich heute nicht mehr mit dem Versprechen künftiger Gewinne abspeisen, er blickt nicht mehr optimistisch in die Zukunft, sondern auf die dramatisch hohe Verschuldung der Unternehmen heute. Die Investoren wollen Gewinne sehen - heute, nicht erst in ein paar Jahren.

Und so wie es aussieht, werden die Telekommunikationsunternehmen noch länger auf die ersten Umsätze aus dem UMTS-Geschäft warten müssen, als ursprünglich geplant. Das hat vor allem technische Gründe: Der Aufbau der Netze, die Lieferung der Endgeräte und die Entwicklung der neuen Produkte und Dienste erweisen sich schwieriger als vermutet. Das mag bei der Einführung jeder neuen Technik so sein - doch diesmal fehlt den Investoren die Geduld.

Ob UMTS ein Erfolg wird oder nicht, wird sich erst zeigen, wenn die ersten Netze stehen. In der Branche erwarten jedoch immer mehr Beobachter, dass UMTS jedenfalls nicht für alle Lizenzinhaber zum Erfolg wird. Klaus-Dieter Scheurle etwa, der vor einem Jahr als Präsident der Regulierungsbehörde die Versteigerung leitete, glaubt nicht daran, dass es auf Dauer sechs UMTS-Netzbetreiber in Deutschland geben wird.

vis

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