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Wirtschaft: UMTS: Weniger Bewerber um Mobilfunklizenzen - Die Telekomkonzerne fürchten die hohen Ausgaben

Erneut ist ein Bewerber um die deutschen Mobilfunklizenzen der dritten Generation ausgestiegen. Die Telefongesellschaft Talkline wird nicht an der Versteigerung der UMTS-Lizenzen teilnehmen, die am 31.

Erneut ist ein Bewerber um die deutschen Mobilfunklizenzen der dritten Generation ausgestiegen. Die Telefongesellschaft Talkline wird nicht an der Versteigerung der UMTS-Lizenzen teilnehmen, die am 31. Juli beginnt. "Die zu erwartenden hohen Lizenzkosten rechnen sich für unser Unternehmen in keinem Fall", sagt Kim Frimer, Vorsitzender der Talkline-Geschäftsführung. Zuvor war bereits der französische Mischkonzern Vivendi zurückgetreten. Jetzt gehen nur noch neun Bewerber an den Start.

Die Branche wird immer nervöser. Offenbar wollen die Teilnehmer vermeiden, sich so zu verausgaben wie die Bewerber in England. Dort wurden für die Lizenzen insgesamt 75 Milliarden Mark gezahlt. Da der deutsche Markt größer ist, wurde hierzulande mit Einnahmen für die Staatskasse von bis zu 120 Milliarden Mark gerechnet. Bundesfinanzminister Hans Eichel will den Erlös zur Schuldentilgung einsetzen. Immer mehr Experten warnen, dass die Zukunftstechnik UMTS nicht jeden Preis rechtfertigt. Wenn immer mehr Bewerber aussteigen, muss der Finanzminister womöglich mit geringeren Einnahmen rechnen als bisher erhofft. Bewerber Viag-Interkom geht davon aus, dass nach dem Spielfieber in England jetzt mehr Rationalität ins Spiel kommt. Eine Lizenz werde nicht sehr viel mehr als zehn Milliarden Mark kosten. Bisher rechneten Branchenexperten mit bis zu 20 Milliarden Mark für eine der bis zu sechs Lizenzen.

Die Unternehmensberatung Mummert + Partner warnt vor zu viel Optimismus bei den Möglichkeiten von UMTS. Die Telekomkonzerne rechneten mit einem Massenmarkt. Mummert + Partner schätzen Europas Markt für Mobile Commerce, den elektronischen Handel über das Handy, im Jahr 2003 jedoch auf lediglich 25 Milliarden Mark. "Mittelfristig braucht der Privatverbraucher kein UMTS-Handy", sagt Telekommunikationsexperte Andreas Hoffmann.

Für die etablierten Anbieter gebe es allerdings kaum eine Alternative zu UMTS, wenn sie nicht in die Zweitklassigkeit absteigen wollten, sagt Arno Wilfert, Mobilfunkexperte bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Mobile Commerce sei der Wachstumsmarkt der Zukunft - doch breite Anwendungen seien noch nicht in Sicht. Mit Sprache allein seien die Kosten für den Aufbau eines UMTS-Netzes nicht zu erwirtschaften. "Da schwingt das Prinzip Hoffnung mit. Die Erwerber schließen eine Wette auf die Zukunft", sagt Wilfert. Solange es mehr Bewerber als Lizenzen gebe, werde der Preis für diese Wette nicht sinken.

vis

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