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Hinter den Möglichkeiten. Die deutschen Autohersteller könnten mit dem heutigen Stand der Technik deutlich niedrigere CO2-Werte realisieren, kritisiert der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland.

© dpa

Umwelt: Prius bleibt Primus

Toyotas Hybridautos sind in der Umweltliste des Verkehrsclubs Spitze. Die deutschen Hersteller holen auf, in den Top-Ten sind sie aber kaum vertreten.

Die deutschen Autohersteller holen auf – beim Thema Umweltfreundlichkeit fahren japanische Marken der Konkurrenz aber weiter voraus. In der seit 1989 erscheinenden Umweltliste des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD) besetzt Toyota in diesem Jahr sogar drei Spitzenplätze. Die Hybrid-Modelle Auris und Prius sowie der Kleinwagen iQ sind aktuell die saubersten Fahrzeuge auf dem deutschen Markt. Auf dem vierten Rang folgt Honda mit seinem Insight Hybrid. Bewertet wurden 350 aktuelle Pkw-Modelle, die nicht mehr als 180 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen.

„Die deutsche Industrie schneidet bei größeren Fahrzeugen relativ gut ab – in den Top Ten sind sie leider kaum vertreten“, sagte Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD, am Mittwoch in Berlin. Vergleichsweise gut schlägt sich noch der Volkswagen-Konzern, der mit einem Polo und einem Seat in der Spitzengruppe fährt. Auch der Kleinwagen Smart aus dem Daimler-Konzern ist wie in den Vorjahren in den Top Ten vertreten. In der Gesamtwertung wird nicht nur der CO2-Ausstoß berücksichtigt, sondern auch Lärmwerte sowie die Belastung von Mensch und Natur durch andere Schadstoffe.

„Wir würden uns mehr Konkurrenz an der Spitze wünschen“, sagte Lottsiepen zum guten Abschneiden von Toyotas Hybridmodellen, die aus einer Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor angetrieben werden und deshalb niedrige Verbrauchs- und Abgaswerte aufweisen. „Die deutschen Hersteller haben beim Hybrid jahrelang fest geschlafen“, kritisierte Lottsiepen. Auch bei den Kompaktwagen (Auris) und bei Familienautos (Prius) steht der größte Autohersteller der Welt auf Platz eins. Nur bei den saubersten Siebensitzern spielt Toyota keine Rolle. Hier siegt der VW Touran 1.4 TSI Eco-Fuel als Automatik-Modell.

Die Bilanz des VCD fällt in diesem Jahr insgesamt etwas positiver als in den Vorjahren aus. „Die Auswahl an effizienten Fahrzeugen ist größer geworden“, sagte Lottsiepen. „Niemand muss mehr ein Auto kaufen, das mehr als fünf Liter Sprit verbraucht – auch wenn der Papa 1,90 groß ist und drei Musterkoffer in den Kofferraum passen müssen.“ Die Hersteller seien in der Werbung für ihre Umweltfahrzeuge allerdings nach wie vor viel zu zurückhaltend. Auch könnten die Konzerne mit dem heutigen Stand der Technik deutlich niedrigere CO2-Werte realisieren. Der von der EU festgesetzte Grenzwert von 137 Gramm für das Jahr 2015 sei deshalb viel zu niedrig. Die für 2020 definierten 95 Gramm dürften auf keinen Fall verwässert werden. „Wissenschaftler und Umweltverbände sind sich einig, dass ein Grenzwert von 80 Gramm CO2 je Kilometer zielführend und erreichbar ist“, sagte Lottsiepen. Die Autokrise sei vorbei, die Industrie habe keine Ausreden mehr, Verbrauch und Abgase nicht zu reduzieren.

In der Kategorie „Die Klimabesten“ schneiden die deutschen Modelle besser ab. Hier verglich der Verband ausschließlich den CO2-Ausstoß der verschiedenen Fahrzeuge. Klimabester darf sich demnach der Smart Fortwo Coupé/Cabrio cdi mit einem Wert von 86 Gramm CO2 pro Kilometer nennen, dicht gefolgt vom VW Polo 1.2 TDI BlueMotion mit 87 Gramm. Im Vorjahr konnten sich in dieser Kategorie allerdings noch fünf deutsche Modelle behaupten. In diesem Jahr sind es nur zwei von zehn.

Den „Hype um Elektroautos“ sieht der VCD kritisch. Als universelle Familienautos seien diese „auf absehbare Zeit nicht geeignet“. Selbst wenn das Ziel der Bundesregierung von einer Million E-Autos im Jahr 2020 erreicht werde, dürften noch gut 45 Millionen Wagen mit Verbrennungsmotoren fahren. Die Hoffnung auf die Elektromobilität dürfe nicht dazu führen, weitere Entwicklungen der Spritspartechnologie auszubremsen, warnte Gerd Lottsiepen.

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