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© dpa

Umweltschutz: Unternehmen wollen saubere Dienstwagen

Flottenmanager von Siemens, Deutscher Telekom und Allianz achten auf geringen Verbrauch und niedrigen CO2-Ausstoß. Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie hofft die Autoindustrie darauf, dass das Flottengeschäft anzieht.

Deutsche Unternehmen kaufen künftig verstärkt klimaschonende Dienstwagen. Einer dem „Handelsblatt“ vorliegenden Studie des Frankfurter Marktforschungsinstitutes Dataforce zufolge wollen 37 Prozent der Flottenmanager in der Zukunft auf besonders klimagefährdende Fahrzeuge verzichten. In der Vergangenheit haben nicht einmal 15 Prozent der Unternehmen Klimaaspekte bei Kaufentscheidungen berücksichtigt. „Es ist schick geworden, auf Klimaverträglichkeit in der Dienstwagenflotte zu achten“, sagt Dataforce-Chefin Angela Böhm, die 400 Flottenmanager in Deutschland befragt hat.

„Bei der Beschaffung von Dienstwagen fragen die Kunden vermehrt Fahrzeuge mit niedrigen CO2-Werten nach“, bestätigte Daimler-Vertriebsvorstand Joachim Schmidt dem „Handelsblatt“. „Viele Firmen haben CO2-Vorgaben für Dienstwagen. Das gilt für Deutschland, aber auch für Frankreich und England.“

Großkonzerne wie die Deutsche Telekom oder Siemens haben sich ambitionierte Umweltziele gesetzt. Die Telekom will bis 2015 den Durchschnittsausstoß ihrer 38 500 Dienstwagen auf 110 Gramm drücken, derzeit liegt der Durchschnittsausstoß aller Dienstwagen in Deutschland gut 40 Prozent höher. Siemens will ebenfalls den Ausstoß seiner Firmenflotte pro Jahr im Schnitt um zehn Gramm pro Kilometer senken und den Referenzwert von heute 180 Gramm auf 120 Gramm im Jahr 2015 senken. Noch besser fährt, wer gleich auf den Nahverkehr umsteigt. 250 leitende Angestellte des Elektrokonzerns verzichten seit einem Jahr auf einen Firmenwagen und erhalten 650 Euro „Mobilitätszulage“ für den öffentlichen Nahverkehr.

Beim Versicherungskonzern Allianz sind mittlerweile schwere Modelle wie Geländewagen von der Dienstwagenliste ganz gestrichen. „Wir denken auch über den Einsatz von Elektrofahrzeugen nach“, sagte ein Unternehmenssprecher. Bei der Münchener Rück, seit Jahren ein Mahner in Sachen Klimawandel, sollen Fahrzeuge der Führungskräfte im Schnitt nicht mehr als sechs Liter Benzin oder fünf Liter Diesel pro hundert Kilometer verbrauchen.

Die neue Beschaffungspolitik der Unternehmen setzt vor allem die deutsche Autoindustrie unter Zugzwang. Mehr als die Hälfte der Neuzulassungen in Deutschland sind gewerblich, acht von zehn Dienstwagen stammen von deutschen Herstellern.

Das Geschäft ist für die Autohersteller lukrativ: Firmenwagen sind in der Regel höher ausgestattet und waren bislang im Schnitt auch stärker motorisiert als Wagen für den privaten Gebrauch. Zudem verdienen die Hersteller an der Finanzierung und dem Service.

Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie hofft die Autoindustrie darauf, dass das Flottengeschäft anzieht. Im Krisenjahr 2009 wurden viele Leasingverträge einfach verlängert, der fällige Austausch der Autos steht damit im laufenden Jahr an. Der meistverkaufte Firmenwagen ist der VW Passat, gefolgt vom Audi A4 und dem VW Golf. 

Markus Fasse (HB)

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