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Umwelttechnik: BMW verliert Glauben an Wasserstoffauto

Bei der Entwicklung neuer Antriebe gewinnen Elektromotoren die Oberhand – deutsche Hersteller haben viel Geld in den Sand gesetzt.

München - Im Ringen um den Automotor der Zukunft gerät der Wasserstoffantrieb ins Hintertreffen. Vor allem bei BMW wachsen die Zweifel an dem Antriebskonzept. Deshalb werden die Münchner ihren Feldversuch mit wasserstoffbetriebenen Luxuslimousinen nicht weiterführen. „Es wird vorerst keine neue Wasserstoff-Testflotte geben“, sagte BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger dem „Handelsblatt“.

Die deutsche Autobranche steckt im Dilemma. Während die Märkte weltweit unter Druck geraten sind, stehen die Hersteller vor wichtigen Entwicklungsschritten hin zu neuen Antrieben. Die Konzerne müssen daher immer höhere Investitionen aus immer geringeren Margen des laufenden Geschäfts finanzieren. So haben BMW und Daimler Wasserstoff- und Elektroantrieb parallel entwickelt. Jetzt droht die E-Mobilität der H-Mobilität den Rang abzulaufen. Als erster deutscher Hersteller hatte sich VW sowohl gegen Wasserstoffverbrennung als auch gegen die Brennstoffzellentechnik entschieden.

An der Wasserstofftechnik arbeitet die deutsche Industrie seit Jahren – in der Hoffnung, den Rohstoff Benzin ersetzen zu können. Während Daimler Wasserstoff in Brennstoffzellen zu elektrischem Strom für den Antrieb verwandelt, verbrennt BMW den Stoff in herkömmlichen Motoren wie Benzin. Mehr als Testflotten und eine Handvoll Tankstellen sind dabei aber bislang nicht entstanden.

Ungeachtet der Skepsis bei BMW hält Daimler an der Brennstoffzellentechnik fest. „Das ist gut für die Umwelt und die Menschen. Genau darum wollen wir diese Technologie so schnell wie möglich zur Marktreife bringen“, sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche. Auch Wolfgang Reitzle, Chef des führenden Wasserstofflieferanten Linde, will den H-Antrieb noch nicht abschreiben: „Die Wasserstofftechnologie stand noch nie so nahe vor dem Durchbruch wie heute“, sagte Reitzle. Sicher sei heute nur, dass der Verbrennungsmotor an Bedeutung verlieren werde. Daimler und Linde haben kürzlich mit Mineralöl- und Energiekonzernen eine Absichtserklärung für den Bau eines Tankstellennetzes unterschrieben. Daimler will zunächst eine Kleinserie von B-Klasse-Modellen produzieren, spätestens 2015 eine Großserie auf den Markt bringen.

Experten bleiben skeptisch. „Die Wasserstofftechnologie ist eine Sackgasse“, sagte Engelbert Wimmer von der Beraterfirma PA Consulting. „Es fehlt die Infrastruktur, und für Herstellung und Speicherung gibt es keine effektiven Lösungen.“ Hinzu kommt der Preis. „Brennstoffzellen weisen ein veritables Kostenproblem auf“, warnt Stefan Bratzel von der Hochschule der Wirtschaft in Bergisch-Gladbach. Es sei nicht klar, wie die Branche das Problem lösen wolle. fas/HB

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