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Wirtschaft: Unauffällige Sponsoren

Große US-Konzerne investieren viel, um bei Olympia dabei zu sein. Leider wird man es nicht merken

Die roten und gelben Farben von Kodak werden bei den Olympischen Spielen in Athen, die am Freitag beginnen, auf der Kleidung der Mitarbeiter und Gäste nur sehr unauffällig leuchten. „Wir wollen nichts Schreiendes“, sagt Silia Hatzissava, die bei Kodak für die Olympischen Sommerspiele zuständig ist. „Wir wollen mehr Stil.“ Sicherheit steht für die Sponsoren an erster Stelle, und die wird vor allem durch Anonymität gewährleistet. Zurückhaltung ist zwar ein gutes Konzept für die ersten Sommerspiele nach dem Terrorangriff vom 11.September 2001 – sie verträgt sich aber schlecht mit den Zielen der vielen Unternehmen, die die Spiele für ihre Werbung nutzen.

Die Sponsoren haben bis zu 80 Millionen Dollar (66,6 Millionen Euro) bezahlt, um ihre Firmenlogos mit den olympischen Idealen von fairem Wettkampf und Weltfrieden in Verbindung zu bringen. Jetzt treffen sie auf die harte olympische Realität von Metalldetektoren und Raketenabwehr. Die Publicity, für die sie bezahlt haben, ist genau das, was ihr Risiko erhöht. Nachdem sie sich vorgenommen hatten, ihr Lied wie Maria Callas zu schmettern, müssen sie bei den Olympischen Spielen wispern wie der Wind auf der Akropolis. „Wir würden es vorziehen, von den Dächern zu schreien“, sagt Dockery Clark, Marketingexpertin bei der Bank of America, die Sponsorin des Amerikanischen Olympischen Komitees ist.

Das hat das Unternehmen während der verschiedenen Qualifikationswettbewerbe und bei nationalen Werbeveranstaltungen zweifellos auch getan. Doch die Details über ihr Programm während der Olympischen Spiele hält die Bank unter Verschluss. Clark sagt, das Unternehmen werde nicht bekannt geben, wo sich sein Gästezelt befinden wird. Es werde nicht überall Schilder mit der Aufschrift „Bank of America“ geben. „Wir sind eine Bank und Sicherheit steht bei allem, was wir tun an erster Stelle“, sagt Clark.

Während Aufklärungsflugzeuge, Froschmänner und Giftgassensoren die Sicherheit bei den Sportveranstaltungen garantieren sollen, heuern einige Sponsoren ehemalige Mitglieder der Delta Force, einer Elite-Einheit des US-Militärs, an, die sich an den Büfetts unter die Manager und Gäste mischen sollen, um sie gegebenenfalls zu beschützen. Die Unternehmen, die sich einst über exotische Rezepte ausgelassen haben, reden jetzt über Evakuierungspläne.

Jan Katzhoff von der Sports-Mark Management Group mit Sitz in San Francisco, die unter anderem Veranstaltungen von Visa International, Xerox und McDonald’s organisiert, sagt, er habe zwei Kriterien für die Auswahl von Veranstaltungsorten in Athen gehabt, die beide nichts mit Catering zu tun gehabt hätten: Totale Kontrolle über die Veranstaltung und keine Gebäudeprobleme.

Die Olympischen Spiele sind der Höhepunkt, was Unternehmen zur Unterhaltung wichtiger Gäste bieten können. Die Sponsoren laden ihre Führungskräfte und besten Kunden zum Plausch in Fünf- Sterne-Unterkünfte, bieten beste Cuisine, Tickets für Sportveranstaltungen und die Chance, mit olympischen Größen zu plaudern. Früher liefen dabei alle Mitarbeiter mit den Logos und Farben des Unternehmens herum. „Was die Werbung angeht ist jetzt alles viel gemäßigter. Vor allem wird alles vermieden, was den Schluss auf amerikanische Präsenz zulassen könnte“, sagt Katzoff. Shirts mit Firmen-Emblem, dem Schriftzug „USA“ und den Olympischen Ringen: „Das werden wir nicht mehr machen“, sagt er.

Einige Unternehmen bringen ihre Mitarbeiter und Gäste in Badeorten außerhalb Athens unter, für den Fall, dass in der Stadt etwas passiert. Der Transport wird in unbeschrifteten Bussen stattfinden, Magnetschilder mit dem Firmenlogo sollen den Gästen helfen, den richtigen Bus zu finden. Die Logos werden dann vor der Abfahrt entfernt. Sicherheitseskorten werden einige Einkaufs- und Sightseeingfahrten begleiten. Sie sind angewiesen, Verbandskasten und Gasmasken bereit zu halten.

„Nach dem 11.September beherrscht das Wort ,Sicherheit’ unseren Wortschatz“, sagt Petros Karachalios von Coca Cola in Athen. Er prahlt, dass die 3000 Leute von Coca Cola in „dem besten Badeort von Athen“ untergebracht seien. Wo? „Das möchte ich lieber nicht sagen.“

Die US-Konzerne haben sich seit langem auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Der amerikanische Sender NBC, der 793 Millionen Dollar für die Fernsehrechte an diesen Spielen bezahlt hat, begann 2001, Sicherheitsüberlegungen anzustellen. Er nennt zwar keine Zahlen, sagt aber, die Sicherheitsvorkehrungen in Athen seien fünfmal so teuer wie bei den letzten Sommerspielen in Sydney.

Texte übersetzt und gekürzt von Tina Specht (Kunst), Svenja Weidenfeld (Olympia), Karen Wientgen (Sarkozy) und Matthias Petermann (China).

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