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Wirtschaft: …und bald läuft er nicht mehr

Volkswagen will den Bau des Käfers endgültig einstellen – 21,5 Millionen Autos wurden gebaut

Es heißt Abschied nehmen vom knuffigsten Auto der deutschen Geschichte: dem Käfer. Als seine Fertigung in Deutschland im Jahr 1978 auslief und der VW-Golf auf den Markt kam, waren wir zwar traurig, aber nicht untröstlich: Der Käfer wurde ja weiterhin im Ausland gebaut – im mexikanischen Puebla. Am Freitag kündigte Volkswagen an, dass auch damit bald Schluss ist – in diesem Sommer wird der letzte Käfer montiert. Mit 68 Jahren gehört er inzwischen auch in Mexiko zum alten Eisen und wird vom New Beetle abgelöst.

Die Trennung fällt schwer: Wie kein anderes Auto hat der Käfer die deutsche Nachkriegsgeschichte geprägt – zumindest für die Westdeutschen. Bis heute steht er für den Aufbruch der Wirtschaftswunderzeit und wurde zum Vehikel, das die neugewonnene Freiheit und den wachsenden Wohlstand der 50er und 60er Jahre verkörperte. Dabei stammten Idee und Entwicklung noch aus der Nazi-Zeit. Die Produktion begann erst nach Kriegsende, weil die Waffenproduktion vorging. 1946 wurde dann schon der zehntausendste Volkswagen zusammengeschraubt. Dann begann sein Siegeszug. 21,5 Millionen Stück wurden bis heute gebaut – vom Toyota Corolla gibt’s allerdings mehr als 29 Millionen. In mehr als 150 Ländern rollte oder polterte der Käfer über die Straßen. Dabei waren es neben dem prägnanten Äußeren vor allem seine Macken, die ihn unverwechselbar machten: Ob es die schlechte Heizung, das unübersichtliche Äußere oder der knatternde Boxermotor war – für diese Fehler liebten ihn die Menschen wie einen alten Freund. Sogar Filmstar wurde er: Als der impulsive „Herbie“ mit der Nummer 53 auf den Türen (Foto: Cinetext) und als der gelbe „Dudu“. Nun folgt der Abspann, und er schaut mit seinen Kullerscheinwerfern, als ob er schon immer gewusst hätte: Einmal müssen wir für immer Lebewohl sagen.

Martin uebele

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