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Wirtschaft: Ungeladene Gäste

Manche Leute kapieren es einfach nicht. Die Organisation des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses hat nächste Woche eine große Versammlung in Prag.

Manche Leute kapieren es einfach nicht. Die Organisation des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses hat nächste Woche eine große Versammlung in Prag. Alle wichtigen Führungspersönlichkeiten des zivilisierten Westens werden in der tschechischen Hauptstadt zugegen sein, um die seit 53 Jahren bestehende Nato-Allianz zu feiern. Leonid Kutschma und Alexander Lukaschenko wollen sich ebenfalls einfinden. Das könnte den anderen Teilnehmern der Feier den Spaß verderben.

Der ukrainische Präsident Kutschma, ein Stammgast in der Vergangenheit, wurde nicht eingeladen, als bekannt wurde, dass er Saddam Hussein angeblich ein hochentwickeltes Radarsystem verkauft hat. Nicht gerade ein gutes Timing für Kutschma, der gehofft hatte, mit Nachdruck für eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine werben zu können. Europas letzter Diktator Alexander Lukaschenko aus Weißrussland ist außer in Bagdad, Havanna und Moskau nirgendwo wirklich willkommen. Unter seiner Herrschaft ist jegliche Opposition praktisch verschwunden – ganz wörtlich in manchen Fällen, wo politische Gegner als vermisst gelten. Obendrein treibt auch er angeblich Handel mit dem Irak.

Diese beiden Herren akzeptieren allerdings kein Nein. Lukaschenkos Außenminister sagte, wenn er nicht eingeladen sein sollte, werde die Nato dafür bezahlen. Kutschma, der die Vorwürfe bestreitet, er treibe heimlich Handel mit Saddam Hussein, ohne jedoch gleichzeitig entsprechende Nachforschungen zuzulassen, sagte, dass er eventuell trotzdem in Prag erscheinen werde.

Das Ganze ist schon ein bisschen peinlich, möglicherweise auch für die Nato. Die Allianz kann die beiden nicht wirklich von einer großen Konferenz ausschließen, die als Teil eines „Outreach"-Programms für Nicht-Mitglieder vorgesehen ist. Die Führer Turkmenistans, Usbekistans, Kasachstans und Aserbaidschans – keines dieser Länder ist Musterschüler in Sachen Demokratie – werden anwesend sein.

Allerdings wollen die USA auf diesem Gipfel die Koalition gegen den Irak erweitern. Vielleicht werden sie bestenfalls dafür sorgen können, dass keiner von Saddams alten Freunden auf dem abschließenden Gruppenfoto erscheint.

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