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Wirtschaft: Union lehnt Verkauf der Bundesdruckerei ab

Sicherheitsrelevanter Betrieb soll nicht ins Ausland gehen / Privater Eigner sucht Investor

Berlin/Frankfurt am Main - Sechs Jahre nach der Privatisierung der Bundesdruckerei gibt es Streit um die weitere Führung des Herstellers von Ausweispapieren. „Wir werden die Bundesdruckerei verkaufen – wann ist offen“, sagte Mehrheitseigentümer Heinz-Günter Gondert am Mittwoch. Der Partner der Anwaltssozietät Clifford Chance hält seit 2002 gemeinsam mit einem Geschäftspartner 94 Prozent an der Authentos- Gruppe, zu der die Bundesdruckerei seit Ende 2000 gehört.

Indes warnen Bundestagsabgeordnete vor einem möglichen Verkauf der Bundesdruckerei GmbH an ausländische Investoren. Aus sicherheitspolitischer Sicht müsse die Produktion von Ausweispapieren und anderen Dokumenten vom Bundesinnenministerium kontrolliert werden, forderten Hans-Peter Uhl (CSU) und Ralf Göbel (CDU) in einem Brief an Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU), Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), der der „Passauer Neuen Presse“ vorliegt. „Es kann nicht richtig sein, dass die Bundesdruckerei jetzt meistbietend wie eine Margarinefabrik ins Ausland verkauft wird“, sagte Uhl, der innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist.

Gondert betonte, der Verkaufsprozess habe noch gar nicht begonnen. „Wir werden uns bei der Suche nach einem Investor aber natürlich eng mit unseren größten Auftraggebern – vor allem dem Bundesinnenministerium – abstimmen.“ Dass die Authentos-Anteile weiterveräußert würden, sei bereits 2002 bekannt gewesen. Authentos hatte damals fast Insolvenz anmelden müssen und war nur dadurch gerettet worden, dass der Bund und die Gesellschafter mit Darlehensforderungen zurückgetreten waren. Danach hatte sich auch die Eigentümerstruktur geändert. Hauptgläubiger ist die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die seinerzeit einen Kredit in Höhe von 500 Millionen Euro gewährte.

Die Bundesdruckerei stellt etwa Personalausweise, Euro-Banknoten und Briefmarken her. Derzeit beschäftigt das Unternehmen knapp 1300 Mitarbeiter, überwiegend in Berlin.

Die Druckerei gehörte bereits einmal dem britischen Finanzinvestor Apax. An diesen hatte der Bund die einstige Behörde im Jahr 2000 verkauft. Das Unternehmen kam unter das Dach der Holding Authentos. Apax verkaufte die Bundesdruckerei schließlich im Jahr 2002 an die Verwaltungsgesellschaften JFVVG und Dinos, hinter der die beiden Privatinvestoren Heinz-Günter Gondert und der Unternehmensberater Dirk Pfeil stehen. Der Geschäftsführer der Druckerei, Ulrich Hamann, hatte bereits im März 2006 dem Tagesspiegel gesagt, er rechne damit, dass die Bundesdruckerei in den kommenden zwei bis drei Jahren weiterverkauft wird. „Mit einem Kaufpreis von 500 Millionen Euro wären wir zufrieden“, sagte Hamann damals. „Ich glaube aber, da ist mehr drin.“ dpa/dr

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