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Wirtschaft: Union will mehr Geld in die Bahn stecken Verkehrspolitiker kündigt höhere Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur an/Vorstandschef Mehdorn legt Konzerngewinn vor

Berlin - Bahnchef Hartmut Mehdorn erwartet auch bei einem möglichen Regierungswechsel im Herbst eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit dem Alleineigentümer Bund. „Das Verhältnis zu Frau Merkel ist heute gut.

Berlin - Bahnchef Hartmut Mehdorn erwartet auch bei einem möglichen Regierungswechsel im Herbst eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit dem Alleineigentümer Bund. „Das Verhältnis zu Frau Merkel ist heute gut. Ich hoffe, dass es auch nach der Wahl so sein wird“, sagte Mehdorn am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanz für 2004 in Berlin. Außerdem sei die Bahn „kein politisches Unternehmen“. Er gehe davon aus, dass die Vereinbarungen, die mit der jetzigen Bundesregierung getroffen würden, auch nach einem Wechsel gelten. Der verkehrspolitische Sprecher der Union, Dirk Fischer, sagte dem Tagesspiegel mit Blick auf einen möglichen Wahlsieg: „Wir werden die Investitionen in die Infrastruktur stärken.“ Davon sollten alle Verkehrsträger profitieren, auch die Bahn. „Wir werden nicht mit ideologischen Scheuklappen herangehen“, sagte Fischer. Allerdings warf er Mehdorn vor, die Bahnzahlen zu schönen.

Zuletzt hatte Horst Friedrich, der verkehrspolitische Sprecher der FDP, angekündigt, nach der Wahl auf eine Trennung des Schienennetzes von dem übrigen Bahnkonzern mit seinen Transporttöchtern zu drängen. Mehdorn wirbt dagegen für einen integrierten Bahnkonzern – inklusive Schienennetz. Friedrich sagte am Mittwoch auch, nach einem Wahlsieg von Union und FDP solle Mehdorn wegen der unterschiedlichen Auffassungen ausgewechselt werden. Dagegen sagte CDU-Verkehrsexperte Fischer dem Tagesspiegel: „Hektik halte ich bei der Frage für unangebracht.“ Mehdorn sei „jetzt nicht das Thema“. Er gehe davon aus, dass der Bahn-Vorstandschef auch nach einem Regierungswechsel „im Sinne des Eigentümers handeln werde“.

Die Bahn präsentierte am Mittwoch weitgehend gute Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr. Nach drei Jahren mit Verlusten fuhr der Konzern nach Angaben Mehdorns 2004 ein Betriebsergebnis von 253 Millionen Euro ein. Der Umsatz kletterte – unter Herausrechnen von Firmenverkäufen – von rund 23 Milliarden Euro auf knapp 24 Milliarden.

„Wir befinden uns insgesamt auf einem guten Weg in Richtung Kapitalmarktfähigkeit“, sagte Mehdorn. 2006 werde die Bahn voraussichtlich die Voraussetzungen dafür erfüllen, dass die jeweilige Bundesregierung den Prozess für einen Börsengang einleiten könne.

Auch das laufende Jahr werde ein gutes Jahr, sagte Mehdorn. Das Betriebsergebnis werde erneut steigen. Da die konjunkturelle Entwicklung nicht abzuschätzen sei, wollte er sich jedoch nicht auf eine bestimmte Größenordnung festlegen. Der Start in das Jahr sei allerdings insgesamt positiv verlaufen, sagte der Finanzvorstand der Bahn, Diethelm Sack. Der Umsatz stieg – auf vergleichbarer Basis – im ersten Quartal im Verhältnis zum Vorjahresquartal um 3,9 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis verbesserte sich von minus 82 Millionen Euro auf minus 38 Millionen, wobei das erste Quartal beim Ergebnis „traditionell schwach“ sei, sagte Sack. Die Bruttoinvestitionen seien zwar um rund ein Drittel zurückgegangen, doch insgesamt sollten sie 2005 das Vorjahresniveau erreichen.

Zum größten Problem für den Konzern entwickelt sich der Schienengüterverkehr. Die Sparte ist im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Während so viele Güter wie noch nie auf der Schiene transportiert wurden, sank der Umsatz. Der Grund ist der heftige Wettbewerb in der Transportbranche, der die Preise immer weiter drückt. Zwar will die Bahn jetzt die Effizienz steigern. Mit schwarzen Zahlen in dem Bereich rechnet Bahnchef Mehdorn aber erst in zwei bis drei Jahren. Dagegen hat sich das bisherige Sorgenkind Personenfernverkehr wieder berappelt – auch dank vieler Sonderaktionen. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Verlust deutlich. Für 2006 rechnet Mehdorn hier wieder fest mit Gewinnen.

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