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Wirtschaft: Unlauterer Wettbewerbnimmt zu

Bad Homburg(ro).Daß der Einzelhandel massiv mit unseriösen Angeboten oder unlauterer Werbung gegen die Wettbewerbs-Gesetze verstößt, kann Reiner Münker zwar nicht sagen.

Bad Homburg(ro).Daß der Einzelhandel massiv mit unseriösen Angeboten oder unlauterer Werbung gegen die Wettbewerbs-Gesetze verstößt, kann Reiner Münker zwar nicht sagen.Aber für den Hauptgeschäftsführer der Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs in Bad Homburg steht fest, daß die schlechte Lage im Einzelhandel und der harte Wettbewerb 1996 zu mehr Verstößen geführt hat."1996 waren mehr Händler bereit, mit ihren Angeboten und mit ihrer Werbung etwas weiter zu gehen als die Konkurrenz".21 079 und damit gut 100 Mal mehr als im Vorjahr trudelten bei der Wettbewerbszentrale 1996 Beschwerden ein, 936 Gerichtsverfahren wurden abgeschlossen, 91 Prozent entschieden die Bad Homburger für sich. Fälle von unzulässiger vergleichender Werbung waren auch 1996 wieder reihenweise zu beanstanden.So warb die norddeutsche Supermarkt-Kette Marktkauf mit Preisvergleichen zu mehreren anderen Lebensmittelmärkten und kam natürlich zum Schluß, daß die Produkte im eigenen Laden deutlich billiger seien.Weil in den Anzeigen weder Läden der Konkurrenz noch einzelne Waren genannt wurden, holte sich Marktkauf vom Bundesgerichtshof eine Abfuhr ein: Die Werbung sei unlauter, weil der Verbraucher die Vergleiche überhaupt nicht nachvollziehen und nachprüfen könne. In einem anderen Fall ging die Wettbewerbszentrale gegen einen Großhändler für Flugtickets vor: Der hatte den Kunden neben den Ticketpreisen Auslagen in Höhe von 55 DM für Steuern und Gebühren in Rechnung gestellt.Tatsächlich aber waren diese Auslagen 20 bis 25 DM niedriger, so daß ein schöner Extraprofit anfiel.Das Hanseatische Oberlandesgericht untersagte dem Händler diese "Machenschaften". Ganz geschickt glaubte schließlich ein Münzhändler aus Aschaffenburg vorzugehen.Damit seine Werbeschreiben in der Post besondere Beachtung finden, steckte er sie in blaue Umschläge mit Aufdrucken wie "Auswahl-Bescheid", "Eilsache" oder "Zuweisungsbescheinigung", um ein behördliches Schreiben vorzutäuschen.Er handelte sich eine Unterlassungsverfügung des Landgerichts Aschaffenburg ein. Ein "Dauerkunde" bei der Wettbewerbszentrale bleibt im übrigen die Elektromarkt-Kette "Media-Markt".Seit 1990 trudelten in Bad Homburg 600 Beschwerden gegen das Unternehmen wegen unlauterer Werbung oder unzulässiger Jubiläumsverkäufe mit fragwürdigen Angeboten ein."Und fast jede Woche kommt eine neue Beschwerde dazu", berichtet Reiner Münker. Getragen wird die Wettbewerbszentrale, die 50 Mitarbeiter hat,im übrigen von 1600 Mitgliedern, darunter alle Industrie- und Handelskammern, wichtige Verbände und von Firmen über VW oder Telekom bis hin zu kleinen Handwerksbetrieben. Unterdessen berichtet die deutsche Werbewirtschaft von einen Rekordumsatz.Im vergangenen Jahr kletterte er gegenüber 1995 um 2,8 Prozent auf 55,1 Mrd.DM.Der Trend werde anhalten, teilte der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) am Dienstag mit.Vom Umsatz gingen insgesamt 37,5 Mrd.DM an die Werbeträger.Das war ein Plus von 3,1 Prozent.

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