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Eine Mitarbeiterumfrage hat ergeben, dass die Belegschaft bei der Deutschen Bahn alles andere als glücklich ist mit den Arbeitsbedingungen in dem Unternehmen.

© DPA

Unmotiviertes Personal: Neues Miteinander bei der Bahn

Unzufriedenheit in der eigenen Belegschaft zwingt die Deutsche Bahn zum Handeln. Die Führungsspitze will sich nun um eine bessere Unternehmenskultur bemühen.

Im Mai 2009, als der neue Chef Rüdiger Grube erstmals an einer Vorstandssitzung teilnahm, soll er gestaunt haben über die Tagesordnung: Selbst mit Einstellungen befasste sich die oberste Führung der Firma mit 190 000 Mitarbeitern in Deutschland. Solche Auswüchse des Zentralismus sind inzwischen behoben, heißt es. Untere Einheiten haben mehr Entscheidungsbefugnisse und größere finanzielle Spielräume bekommen.

Der dezentrale Ansatz gehört zu den Maßnahmen, mit denen die Bahn-Führung an einer neuen Unternehmenskultur bastelt. Die alte Kultur ist mindestens umstritten, wie eine Umfrage vor gut einem Jahr ergab, deren Ergebnisse aber erst jetzt bekannt wurden: Zu wenig Personal, kaum Entwicklungsmöglichkeiten, Angst um den Arbeitsplatz, schlechte Kommunikation. „Der Handlungsbedarf ist erkannt“, hieß es am Dienstag bei der Deutschen Bahn. Beim letzten Punkt, der Kommunikation, kümmert sich Grube persönlich. Die Belegschaft wird nun häufiger vom Vorstand über Entscheidungen und Veränderungen informiert. Darüber hinaus geht der Chef auf Reisen: Grube ist während sogenannter Regionentage im Lande unterwegs, besucht Bahn-Betriebe und redet mit seinen Leuten.

Daneben veranstaltet die Bahn „Zukunftskonferenzen“. In bislang fünf zweitägigen Veranstaltungen, zumeist unter Beteiligung des Vorstands, diskutierten 4000 Beschäftigte ihren Berufsalltag und mögliche Verbesserungen. Weitere Konferenzen sollen folgen. „Dabei wird Tacheles gesprochen und es geht ein Ruck durch die Leute“, schildert ein Bahn-Sprecher seine Wahrnehmung während einer dieser Konferenzen. „Die Resonanz auf die gemeinsame Arbeit an der neuen Unternehmenskultur ist positiv.“

Bei der Bahngewerkschaft EVG klingt das ein wenig anders: „Zunehmender Wettbewerb, fehlendes Personal, nicht nachvollziehbare Management-Entscheidungen, aber auch mangelnde Wertschätzung durch die Arbeitgeber“ – EVG-Chef Alexander Kirchner hat eine Sommerreise unternommen und dabei die Stimmung vieler Bahner als verdrießlich empfunden. Zumal in Bereichen des Regionalverkehrs, die vor neuen Ausschreibungen stehen, hätten die Kolleginnen und Kollegen Angst um den Arbeitsplatz.

Das gilt indes nicht für die Lokführer, von denen es sogar rund 500 zu wenig gibt. Zwar werde jetzt verstärkt ausgebildet, wie die Lokführergewerkschaft GdL anmerkt. Das braucht Zeit. Auch in absehbarer Zeit würden „unregelmäßige Schichtdienste durch das fehlende Personal noch verstärkt“. Doch auf der langen Strecke, da ist die Bahn-Führung optimistisch, wird alles gut: „Wir sind auf einem guten Weg zu einem neuen Miteinander“, heißt es in Berlin.

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