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Wirtschaft: Unseriöse Vermittler nutzen den Euro

Der Herbst und der bevorstehende Jahreswechsel waren schon immer die hohe Zeit der Anlagevermittler. Wer will nicht vor dem Jahresende seine Finanzen ordnen, die eine oder andere Steuersparmöglichkeit nutzen?

Der Herbst und der bevorstehende Jahreswechsel waren schon immer die hohe Zeit der Anlagevermittler. Wer will nicht vor dem Jahresende seine Finanzen ordnen, die eine oder andere Steuersparmöglichkeit nutzen? In diesem Jahr fühlen sich die Vermittler durch die bevorstehende Einführung der Euro-Münzen und -Scheine noch bestärkt. Bei manchem Bürger hat schon das Telefon geklingelt, und ein gewiefter Verkäufer riet angesichts der bevorstehenden Einführung des Euro zu einer soliden Anlage, beispielsweise in Immobilien.

Zum Thema Online Spezial: Der Euro kommt - Infos zur Währungsumstellung Doch Vorsicht, im Markt tummeln sich vermehrt auch unseriöse Anbieter. Die Verbraucherzentrale Berlin, die seit 1989 bundesweit unseriöse Kapitalanlageangebote am Markt beobachtet, registriert eine drastische Zunahme unseriöser Geldanlage-Angebote, in denen die bei vielen Bürgern herrschende "Angst vor dem Euro" ausgenutzt wird. Am Ende, so die Verbraucherzentrale, stünden die besorgten Anleger dann zum Beispiel mit einem fast wertlosen Grundstück in Ungarn da, das sie vor ihrer Unterschrift nicht gesehen haben. Die Masche sei häufig, dass die Prospekte, in denen die Firmen auf die Risiken des Geschäfts hinweisen müssen, erst nach der Unterschrift des Anlegers zugestellt werden. Vorher erhielten die Anleger häufig eine Art Ersatzprospekt, um sie in Sicherheit zu wiegen.

Die Verbraucherschützer haben eine Checkliste erarbeitet, die generell vor unseriösen Geschäftemachern schützt. Sie raten den Verbrauchern bei Firmen oder Institutionen, die unaufgefordert bei ihnen anrufen, besonders kritisch zu sein. Vorsicht ist auch geboten, wenn Renditen von zehn oder mehr Prozent in Aussicht gestellt werden, heißt es weiter. Berufsbezeichnungen wie "Finanzberater" oder "Vermögensberater" sind gesetzlich nicht geschützt. Der potenzielle Kunde sollte sich nie von gut gemachten Visitenkarten verführen lassen. Er sollte sich niemals unter Zeitdruck setzen lassen, und er sollte insbesondere bei Immobililiengeschäften immer einen Notar einschalten.

Ganz die Finger lassen sollten die Verbraucher von so genannten Diamanten-Geschäften. Die Maschen ähneln sich meistens. Den Interessenten werden Steine angeboten, mit denen angeblich riesige Wertsteigerungen zu erzielen sind. Das Gegenteil ist in aller Regel der Fall. Entweder die Steine sind minderwertig oder gar wertlos, oder der Verkäufer weigert sich, die Steine zum vereinbarten Preis zurückzunehmen.

Eine besonders dreiste Masche sind "offizielle vorbörslich limitierte Aktienemissionen". Laut Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) wird die Angst vor der Währungumstellung kräftig geschürt. Im Prospekt eines Anbieters heiße es, die Euro-Einführung sei eine große Gefahr für den Geldwert, die angebotenen "grundwertgesicherten Aktien" daher eine optimale Anlage. Dass die Aktien noch an keiner Börse gehandelt würden, werde gar als Vorteil dargestellt und mache sie zu "preisstabilen Papieren". Meist werden die Kunden mit dem Verprechen gelockt, Immobilien könnten weit unter Preis aus Konkursen, Bankverwertungen oder Versteigerungen erworben und dann unverzüglich mit hohem Aufschlag weiterveräußert werden. Einige Firmen weisen auch darauf hin, dass ihre Prospekte beim Bundesamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hinterlegt seien. Die Behörde aber prüft nur formal, sie prüft nicht die Qualität des Angebots oder die Versprechungen. Die SdK führt unter der Internet-Adresse www.anlageschutzarchiv.de Angebote auf, die in der Fachpresse bereits negativ erwähnt wurden.

Allgemein raten Verbraucherschützer: Angst ist bei Geldgeschäften immer ein schlechter Ratgeber. Anlageentscheidungen gerade bei Sachwerten sollten so getroffen werden, wie man sie auch ohne Währungsumstellung treffen würde. Die Dresdner Bank beispielsweise verweist ausdrücklich darauf, dass die Entscheidung, in eine Immobilie zu investieren, nicht in erster Linie vom Euro abhängig gemacht werden sollte. Der Euro werde die D-Mark ersetzen und alle Geldfunktionen übernehmen, aber nichts an der Kaufkraft des Geldes ändern. Mietverträge, Finanzierungen und Versicherungen werden ohne Zutun des Kunden umgestellt und auch bei Immobilienfonds bleibt nach der Umstellung auf den Euro alles beim Alten.

Daniel Rhee-Piening

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