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Wirtschaft: Unsicherheiten treiben Ölpreise

Iran, Nigeria und die Angst vor Hurrikanen: Für Autofahrer wird der Sommer teuer

Berlin - Die politischen Unsicherheiten im Nahen Osten halten den Ölpreis auf Rekordniveau. Außerdem gibt es erste pessimistische Prognosen für die Hurrikan-Saison in den USA. Durch die Stürme kommt es ab dem Spätsommer regelmäßig zu Ausfällen bei der Ölförderung. In der Folge kletterte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der europäischen Leitsorte Brent am Donnerstag auf 71,03 Dollar – so viel wie seit neun Monaten nicht mehr. Analysten gehen davon aus, dass die Notierungen im Sommer weiter hoch bleiben. An deutschen Tankstellen zeichnet sich aber wenigstens für das kommende Pfingstwochenende eine leichte Entspannung ab. Ein Liter Super kostete nach Branchenangaben im Bundesschnitt 1,41 Euro, Diesel 1,15 Euro. „Da dürfte die nächsten Tage nicht viel passieren“, sagte Heino Elfert, Herausgeber des Branchendienstes EID, dem Tagesspiegel. In den kommenden Wochen sei ein weiterer Anstieg möglich, auch wenn Prognosen von 1,60 Euro oder mehr für den Liter Super Panikmache seien.

Die Treibstoffpreise waren in den vergangenen Wochen deutlich stärker gestiegen als die Ölnotierungen. Dafür verantwortlich war die Lage in den USA. Dort reichen die Raffinerien kaum aus, um die Nachfrage zu decken. Seit dem Jahr 2000 müssen die Amerikaner deshalb auf den europäischen Märkten im Frühjahr Benzin kaufen – und treiben die Preise nach oben. In diesem Jahr fielen zudem einige US-Raffinerien wegen Wartungsarbeiten aus, was zu knappen Benzinvorräten führte. Erst in den vergangenen zwei Wochen konnten die Lager wieder etwas aufgefüllt werden.

Doch jetzt geben der verschärfte Atomstreit mit Iran und bewaffnete Auseinandersetzungen in Nigeria Spekulanten genug Anlass, auf steigende Ölpreise zu setzen. Gabor Vogel, Rohstoffanalyst bei der DZ Bank, sagte dem Tagesspiegel, mit Blick auf die Förderkosten und die Versorgungslage sei eigentlich ein Preis von 55 bis 60 Dollar angemessen. „Aber es gibt zurzeit einen geopolitischen Aufschlag.“ Deshalb erwarte die DZ Bank in den Sommermonaten einen Ölpreis von 70 Dollar und darüber. Auch die Deka-Bank geht von solchen Preisen aus, möglich seien mehr als 80 Dollar. Erst gegen Ende des Jahres dürften die Notierungen auf ein Niveau von 60 Dollar fallen, schätzte Vogel von der DZ Bank. Elfert vom EID betonte, es gebe keine Unterversorgung. Es sei genug Öl auf dem Markt. Ursache für die hohen Preise seien Spekulationen auf eine Verknappung. „Jetzt werden ja auch schon Hurrikan-Ängste geschürt“, sagte Elfert.

Das amerikanische Klimaforschungsinstitut NOO veröffentlichte eine Studie, wonach die Hurrikan-Saison dieses Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent überdurchschnittlich aktiv ausfallen wird. Sieben bis zehn tropische Wirbelstürme könne es geben. An den Ölmärkten schaut man besonders genau auf solche Prognosen, nachdem der Wirbelsturm „Katrina“ im Jahr 2005 schwere Beschädigungen an Ölplattformen im Golf von Mexiko verursacht hatte. Die Ölfirmen brauchten Monate, bis die Produktion im wichtigsten Fördergebiet der USA wieder normal lief.

Preistreiberei an deutschen Tankstellen hat es nach Einschätzung des EID-Experten Elfert in den vergangenen Wochen nicht gegeben. Rechne man die Steuern heraus, liege Deutschland im Vergleich mit 25 weiteren europäischen Staaten im Mittelfeld. Von dem Preis für einen Liter Benzin blieben den Tankstellenkonzernen im Durchschnitt der ersten vier Monate dieses Jahres 6,65 Cent für Transport, Marketing und Gewinn. „In den meisten europäischen Ländern gibt es zweistellige Margen.“ mit dpa

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