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Wirtschaft: Unter keinem guten Stern

Mercedes zieht das Konzernergebnis nach unten – jetzt soll ein neues Sparprogramm helfen

Stuttgart - Die Mercedes Car Group hat 2004 noch deutlich schlechter abgeschnitten als befürchtet und will nun mit einem neuen Sparprogramm gegensteuern. Im letzten Quartal 2004 schrammte der wichtigste Geschäftsbereich der DaimlerChrysler AG sogar nur knapp an roten Zahlen vorbei. Konzernchef Jürgen Schrempp sagte am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz in Stuttgart, das Ergebnis sei „nicht akzeptabel“. Dem langjährigen Problembereich des Autokonzerns, der amerikanischen Chrysler Group, bescheinigte Schrempp dagegen eine „starke Leistung“. Chrysler schaffte im vergangenen Jahr die Wende: Nachdem es 2003 noch einen Verlust von 500 Millionen Euro gegeben hatte, verdiente Chrysler 2004 gut 1,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Gewinn der Mercedes Car Group (MCG), zu der neben Mercedes-Benz auch die Marken Smart und Maybach gehören, fiel von 3,1 Milliarden Euro (2003) auf 1,7 Milliarden Euro.

Der Daimler-Chrysler-Konzern erreichte im vergangenen Jahr ein operatives Ergebnis von 5,8 Milliarden Euro nach 5,1 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Damit liegt der Konzern deutlich hinter den Erwartungen der Analysten. Sie hatten im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 6,4 Milliarden Euro gerechnet. Die Daimler-Chrysler-Aktie notierte am Donnerstag bei 35,69 Euro, ein Minus von rund 1,2 Prozent.

Nach Chrysler steuerten die Nutzfahrzeuge mit 1,3 Milliarden Euro (plus 64 Prozent) den größten Batzen zum Profit bei. Die Dienstleistungen blieben mit einem Gewinn von knapp 1,3 Milliarden Euro nahezu konstant, obwohl für das Maut-Unternehmen Toll-Collect, an dem Daimler-Chrysler mit 45 Prozent beteiligt ist, ein zusätzlicher Aufwand von 470 Millionen Euro anfiel. Schrempp räumte ein, es habe bei der Einführung der Maut „mehr als nur gehakt“.

Über die Perspektiven im laufenden Jahr äußerte sich der Vorstandschef vorsichtig. Er rechne mit einem „leichten Anstieg“ des Gewinns und „mit deutlichen Ergebnisverbesserungen in den Jahren 2006 und 2007“. Dann soll auch Mercedes wieder satte Gewinne abwerfen. Ende vergangenen Jahres war die Marke mit dem Stern abgestürzt. Im vierten Quartal verdiente die Mercedes Car Group nur noch 20 Millionen Euro, im entsprechenden Vorjahresquartal waren es noch 784 Millionen Euro. Eckhard Cordes, Chef der MCG, erklärte den schlechten Jahresabschluss unter anderem mit zusätzlichen Rückstellungen „für Garantie und Kulanz“. Im letzten Quartal habe man erhebliche Mittel für die Aufarbeitung von Qualitätsmängeln zurückgelegt, so Cordes. Der Konzern wolle keinen Aufwand scheuen, um die Kunden zufrieden zu stellen. Auch in diesem Jahr würden Mittel in ähnlicher Größenordnung wie 2004 für die Fehlerbeseitigung ausgegeben. Konkrete Zahlen nannte Cordes nicht, es dürfte sich aber um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag handeln.

Neben den hohen Rückstellungen habe der schwache Dollar Mercedes „schwer getroffen“. Hinzu kamen Anlaufkosten für neue Modelle, Absatzrückgänge wegen anstehender Modellwechsel sowie zusätzliche Belastungen bei Smart. „Wir sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung nicht zufrieden“, sagte Schrempp zum Kleinwagen Smart. Cordes zufolge wird derzeit „sehr intensiv an Maßnahmen gearbeitet“, um Smart profitabler zu machen. Über konkrete Instrumente werde aber frühestens im April entschieden. Jedenfalls habe die Marke ein größeres Absatzpotenzial, als derzeit genutzt werde. Schätzungen zufolge hat der Smart, der 1998 auf den Markt kam, den Konzern bislang gut 2,5 Milliarden Euro gekostet.

Zur Verbesserung der Ertragslage der Mercedes Car Group kündigte Schrempp ein „Transformations- und Optimierungsprogramm Core“ an. Core steht für „Cost down, (Kosten runter), Revenues up (Erlöse hoch) und Execution (Umsetzung)“. Im Rahmen des Programms soll die gesamte Wertschöpfungskette überprüft und so bis 2007 das Ergebnis um drei Milliarden Euro verbessert werden. Dadurch soll die Umsatzrendite der Mercedes Car Group auf sieben Prozent steigen. Das wäre fast eine Verdoppelung des aktuellen Niveaus.

Bereits im Sommer hatte sich Daimler-Chrysler mit der IG Metall auf Kostensenkungen mit einem Sparziel von 500 Millionen Euro pro Jahr geeinigt. Dafür erhielten die Mitarbeiter in Deutschland eine Beschäftigungsgarantie bis 2012. Mercedes-Chef Cordes bekräftigte, dass auch bei dem neuen Sparprogramm „Core“ bis 2012 Kündigungen ausgeschlossen seien. „Wir werden die Beschäftigtenzahl in Deutschland in diesem Jahr stabil halten“, so Schrempp. Von den 385000 Mitarbeitern des Konzerns sind 185000 in Deutschland beschäftigt. Für sie gibt es eine Ergebnisbeteiligung von 1100 Euro pro Kopf für 2004. Die Gesamtbezüge für die elf Vorstandsmitglieder sanken 2004 von 40,8 auf 31,6 Millionen Euro.

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