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Wirtschaft: Unterhaltung total

Microsoft attackiert Apples Musikgeschäft und Google legt sich mit beiden an

Berlin – Gegen Larry Page sieht Bill Gates derzeit blass aus. Ob jetzt beim Milliarden-Dollar-Einstieg von Google bei AOL Ende 2005 oder in diesen Tagen in Las Vegas auf der Consumer Electronics Show (CES): Während Microsoft-Gründer Gates darum zu kämpfen scheint, keine weiteren Marktanteile abzugeben, ist es Larry Page, der Mitgründer von Google, der die neue Avantgarde in der zusammenwachsenden digitalen Welt darstellt. Einzig Steve Jobs, dem rührigen Apple-Chef, traut man noch zu, dass er auf der am Dienstag beginnenden MacWorld in San Francisco wieder einmal neue Trends zelebriert, die die Kunden in Erstaunen versetzen.

Anders aber als in vielen Jahren zuvor, in denen Steve Jobs mit immer besseren iPods oder dem kleinsten Apple der Welt fast schon automatisch die größte Aufmerksamkeit auf sich zog, hat er diesmal einen erheblich schwereren Stand gegen das, was einige Tage zuvor auf der CES zu sehen und zu hören war. Nicht nur von Google, sondern eben auch von Microsoft und Yahoo. Noch nie war so viel Bewegung im Kampf um die Vorherrschaft in der digitalen Unterhaltung – ob nun im Wohnzimmer oder mobil.

Vor allem aber kämpft jeder gegen jeden: Der Software-Konzern Microsoft wird seine im vergangenen Jahr begonnene Internet-Strategie massiv ausweiten. Zusammen mit MTV will Microsoft im Laufe des Jahres den Musikdienst Urge starten. Der Musikkatalog mit zwei Millionen Songs ist ein Frontalangriff auf Apples Dienst iTunes. Zudem kommt zum Jahresende der Windows-XP-Nachfolger „Vista“ in den Handel.

Die in Las Vegas angekündigten Neuigkeiten von Google gehen gleich in zwei Richtungen. Mit dem geplanten Video- Service, für den Google mit dem US-Sender CBS, aber auch mit der Profi-Basketball-Liga NBA kooperiert, soll ebenfalls Steve Jobs Paroli geboten werden, der den Apple-Dienst für Video-iPods 2005 gestartet hatte. Bei Google sollen die Fernsehshows und Serien bereits einen Tag nach der Ausstrahlung für 1,99 Dollar angeboten werden. Auch Spielfilme sollen zum Angebot gehören.

Nicht minder aggressiv ist das von Larry Page geplante Google-Windows. Alles das, was dem Betriebssystem Windows beim Verkauf noch an Online-Funktionen fehlt, soll das kostenlose „Google Pack“ enthalten. Neben den hauseigenen Produkten unter anderem zur Suche auf dem eigenen Computer, zur Bildbearbeitung oder das sehr beliebte Google Earth soll das Paket das Internetprogramm Firefox, einen Virenwächter von Norton, ein Anti-Spyware-Programm von Ad Aware sowie einen Media-Player von Real und das Messaging-Tool von Trillian enthalten. Wie von Windows gewohnt, werden auch die Programme des „Google Packs“ laufend über das Internet aktualisiert.

Um die besten Plätze wird zudem auf den Displays der immer multimedialer werdenden Handys gestritten. Die ersten Versuche von Apple mit dem Rokr- Handy von Motorola waren allerdings wenig erfolgreich, die Verbraucher warten auf ein echtes iTunes-Handy.

Eine Kooperation mit Motorola hat nun auf der CES auch Google angekündigt. In den nächsten drei Jahren will der Handyhersteller die Suchmaschine direkt aufs Handy-Display bringen. Weitere gemeinsame Internetinhalte sind in Planung.

Auch Yahoo will Internet und Handys stärker verzahnen. Yahoo stellte in Las Vegas den Dienst „Yahoo Go“ des deutschen Software-Pioniers Marco Börries vor, der in den 80er Jahren als 16-jähriger das Programmpaket Star Office entwickelt hatte. Nun soll Börries dabei helfen, dass sämtliche Yahoo-Dienste auch unterwegs jederzeit genutzt werden können.

Von Apple-Chef Jobs wurde in diesem Jahr ohnehin eine andere Strategie für seine Keynote in San Francisco erwartet. Statt neuer Visionen wollte man von ihm wissen, wie die neuen Mac-Rechner nach dem Prozessorwechsel von IBM hin zu Intel aussehen werden.

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