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Wirtschaft: Unterhaltungselektronik-Konzern schreibt im zweiten Jahr in Folge schwarze Zahlen

Nach Existenzsicherung und Erneuerung des Produktfolios peilt der Grundig-Konzern jetzt die dritte Phase seiner Turnaround-Strategie an. "Jetzt muss Wachstum her und zwar nicht nur marginal", erklärte Vorstandssprecher Herbert Bruch anlässlich der Vorlage des Jahresabschlusses am Dienstag in München.

Nach Existenzsicherung und Erneuerung des Produktfolios peilt der Grundig-Konzern jetzt die dritte Phase seiner Turnaround-Strategie an. "Jetzt muss Wachstum her und zwar nicht nur marginal", erklärte Vorstandssprecher Herbert Bruch anlässlich der Vorlage des Jahresabschlusses am Dienstag in München. Seit der Internationalen Funkausstellung (IFA) im September, auf der Grundig eine zu 75 Prozent erneuerte Produktpalette vorgestellt hatte, sei der durchschnittliche Monatsumsatz stetig gestiegen.

In den ersten drei Monaten 2000 lag der Hersteller von Unterhaltungselektronik mit einem Umsatzwachstum von 20 Prozent über dem Marktdurchschnitt und hat nach Angaben von Finanzvorstand Günter H. Moissl operativ schwarze Zahlen geschrieben. Für das Gesamtjahr wird trotz eines erwarteten Preisverfalls um drei bis fünf Prozent ein Umsatzplus um rund 10 Prozent auf knapp drei Milliarden Mark erwartet. Die Margen-Erosion des Vorjahres werde in diesem Jahr voll aufgeholt. Auch ohne weitere Erträge aus der Auflösung von Rückstellung werde das Ergebnis positiv ausfallen.

Der Zurückhaltung des Handels im Vorfeld der IFA war Grundig im abgelaufenen Jahr mit vertrieblichen Sondermaßnahmen begegnet. Bei praktisch unverändertem Umsatz hatte dies zu einem Margenrückgang um 3,3 Prozent geführt. Ein Verlustausweis war nur durch die Auflösung nicht mehr benötigter Rückstellungen für Reorganisationsmaßnahmen in Höhe von 33,6 Millionen Mark vermieden worden.

Auf dem Weg ins Silicon Valley

Grundig hält weiter an den Börsenplänen fest. Voraussetzung sei allerdings eine Bruttoumsatzrendite von 3,5 Prozent, die das Unternehmen in zwei bis drei Jahren zu erreichen hofft. Einen vorgezogenen Börsengang in 2001 plant Grundig für den Internet-Ereignis-Kanal "events today".

Mit Sachinvestitionen in Höhe von 119 Millionen Mark - ein Zuwachs von 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr - hat Grundig im vergangenen Jahr wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Im laufenden Jahr sollen die Investitionen auf rund 160 Millionen Mark steigen. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erreichten im vergangenen Jahr 100 Millionen Mark - das sind vier Prozent vom Umsatz. Zum profitablen Wachstum soll auch das neue Entwicklungszentrum für digitale Technik im kalifornischen Silicon Valley beitragen.

Den legendären Rundfunkempfänger namens "Heinzelmann", den Firmengründer Max Grundig nach dem Zweiten Weltkrieg noch eigenhändig in einem Fürther Hinterhof zusammenschraubte, kennt im Zeitalter digitaler Unterhaltungselektronik kaum noch jemand. Eher noch die Fernsehgeräte, die Jahrzehnte lang zum Standard in deutschen Wohnzimmern gehörten. Doch seit der Markt mit billigen TV-Geräten aus den Tigerstaaten geradezu überschwemmt wird, seit Elektronik-Supermärkte den Fachhändlern den Rang abgelaufen haben, sind die Gewinnmargen gering.

Vom Heinzelmännchen zur Settop-Box

Die weltweite Flaute auf dem Markt für Unterhaltungselektronik war nach Unternehmensangaben Schuld daran, dass das fränkische Traditionsunternehmen 1996 kurz vor dem wirtschaftlichen Aus stand. Heute konzentriert sich das Unternehmen auf andere, lukrative Produkte: Plasma-Großbildschirme, DVD-Player oder digitalen Videokameras samt Peripheriegeräten. Minidisc als Ersatz für bespielbare Tonkassetten und DVD als Nachfolger der bespielbaren Videokassette haben ihren Weg in die Wohn- und Kinderzimmer erst begonnen. Hier wartet noch ein Massengeschäft, das an den Franken allerdings vorbei laufen könnte, weil Japans Hersteller aggressiv in den Markt drängen. Mit der Serie "Fine Arts" möchte Grundig schließlich im umkämpften Edelgeräte-Sektor Fuß fassen. Große Hoffnungen setzt Grundig auf die Multimediacord-Kooperation mit Infineon und einen Einstieg mit digitalen Settop-Boxen in den deutschen Markt.

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