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Unternehmen: Allianz streicht massiv Stellen

Der größte deutsche Versicherungskonzern streicht in Deutschland insgesamt fast 7.500 Stellen. Rund 5.000 Arbeitsplätze sollen bei der Allianz selbst wegfallen, weitere 2.480 bei der Tochter Dresdner Bank.

München - Der Stellenabbau soll bis 2008 umgesetzt sein, gab das Unternehmen am Donnerstag in München bekannt. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigte Warnstreiks an. Sie drohte zudem mit einem Arbeitskampf, sollte der Konzern nicht bis 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Die Allianz will dies nur bis Ende 2007 garantieren.

Mit der Ankündigung reiht sich die Allianz nach Deutscher Bank und Deutscher Telekom in die Serie der Großkonzerne ein, die trotz glänzender Bilanzen massiv Arbeitsplätze abbauen. Verdi-Bundesvorstand Uwe Foullong kritisierte dies scharf. «Die Beschäftigten haben angesichts des Rekordgewinns der Allianz von 4,5 Milliarden Euro kein Verständnis für den Umgang des Konzerns mit den Beschäftigten». Allianz-Chef Michael Diekmann erklärte dagegen, dies sichere mittelfristig rund 25.000 Arbeitsplätze: «Wer notwendige Maßnahmen auf die lange Bank schiebt, kommt später um so stärker unter Druck.»

Die Stellenstreichungen sind Folge eines radikalen Umbaus im Konzern: Die Lebens-, Sach und Krankenversicherung wird unter dem Dach der Allianz Deutschland gebündelt, der Vertrieb wird ausgegliedert. Die größten Einschnitte muss der Versicherungsdienst hinnehmen: Hier fallen rund 3300 Stellen weg. Zudem reduziert die Allianz die Zahl ihrer Verwaltungsstandorte von 21 auf zehn. Am stärksten betroffen sind die Standorte Köln und Frankfurt am Main: Köln mit rund 1300 Beschäftigten wird nach Allianz-Angaben «frühestens Anfang 2008» komplett geschlossen. Auch die Lebensversicherung in Frankfurt wird dicht gemacht. Hier stehen nach Angaben von Verdi Hessen 1300 von rund 2000 Stellen auf der Streichliste.

Verdi: Sozialplan-Vereinbarungen gehen nicht weit genug

Die Allianz setzt dabei vor allem auf freiwilliges Ausscheiden und Teilzeitregelungen. Verdi gehen die bisher getroffenen Sozialplan-Vereinbarungen mit den Betriebsräten dagegen nicht weit genug. Besonders bitter stößt der Gewerkschaft auf, dass die Allianz betriebsbedingte Kündigungen nach 2007 nur dann ausschließen will, wenn bestimmte Wachstums- und Kostenziele erreicht werden. Diese wollte der Konzern aber vorerst nicht beziffern.

Der Chef der Allianz Deutschland, Gerhard Rupprecht, begründete die Einschnitte vor allem mit dem Verlust an Marktanteilen. Die Allianz habe in den vergangenen Jahren rund eine Million Kunden an Wettbewerber verloren. Derzeit hat die Allianz in Deutschland rund 19 Millionen Kunden. Damit ist statistisch jeder vierte Bundesbürger Allianz-versichert.

Die Kosten für den Umbau bezifferte der Konzern auf rund 500 Millionen Euro. Zugleich erwartet die Allianz Einsparungen von 500 bis 600 Millionen Euro. Ein Teil soll vor allem über günstigere Policen für Lebensversicherungen direkt an die Kunden weitergegeben werden. Die Börse begrüßte den Umbau: Die Allianz-Aktie legte zeitweise um mehr als 2,5 Prozent zu.

Neuerliche Streichungen bei der Dresdner Bank

Die Dresdner Bank setzt mit den Stellenstreichungen ihren radikalen Umbau fort. Bereits in den vergangenen vier Jahren hatte die Geschäftsbank 11.000 Arbeitsplätze abgebaut. Von der neuerlichen Streichung von 2480 Stellen ist mit 1980 Stellen maßgeblich die Dresdner Bank selbst betroffen, weitere 500 Stellen sollen bei in- und ausländischen Töchtern wegfallen. Bank-Chef Herbert Walter wollte betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen. Er sicherte den Kunden aber zu: «Wir bauen nicht im Vertrieb und der Beratung ab.»

Mit dem Umbau will die Bank, die sich als «Beraterbank» sieht, zur Nummer eins im deutschen Privatkundengeschäft aufsteigen. Bis Ende des Jahres will die bisher zweitgrößte deutsche Bank 6,1 Millionen Kunden haben, mittelfristig sollen es 6,5 Millionen werden. Damit greift sie die Nummer eins Deutsche Bank an. Die Umbaukosten beziffert die Bank auf bis zu 400 Millionen Euro. 2008 erwartet sie dann Einsparungen von rund 600 Millionen Euro. (tso/AFP)

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