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Wirtschaft: Unternehmen fassen wieder Mut

Ifo-Geschäftsklima-Index steigt überraschend – Manager beurteilen ihre Lage so gut wie seit drei Jahren nicht mehr

Berlin (brö/dc/dri/HB). Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im April überraschend gebessert. Der GeschäftsklimaIndex des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung stieg von 95,4 auf 96,3 Punkte, erklärten die Münchener Ökonomen am Montag. Die Börse reagierte auf die guten Zahlen mit einem Kurssprung – der Dax gewann kurz nach der Bekanntgabe 20 Punkte, verlor bis zum Nachmittag aber wieder und lag zum Handelsschluss bei 4125,83 Punkten, ein Plus von 0,54 Prozent. Dennoch gehen das Ifo-Institut und die fünf weiteren maßgeblichen Forschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten von einem geringeren Wachstum aus.

Der Ifo-Index gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Konjunktur. Jeden Monat befragen die Experten 7000 Unternehmen danach, wie sie ihre aktuelle Lage und die Aussichten für die nahe Zukunft einschätzen. In den vergangenen beiden Monaten hatte sich das Klima jeweils leicht eingetrübt. Im April gaben die befragten Unternehmen dagegen an, ihre derzeitige Lage habe sich gebessert, der Teilindex stieg sogar auf das höchste Niveau seit drei Jahren. Bei den Erwartungen für die kommenden sechs Monate ging es jedoch weiter abwärts.

„Die neuen Umfrageergebnisse lassen auf eine weitere, wenn auch moderate Konjunkturerholung schließen“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Von einem gefestigten Aufschwung könne man aber nicht sprechen. Getragen werde die Stimmungsaufhellung durch den Einzelhandel, aber auch durch das verarbeitende Gewerbe und den Großhandel. Auch die Industrie sieht der Umfrage zufolge bessere Exportchancen. Dagegen ist das Bauhauptgewerbe pessimistischer.

„Wichtig ist, dass der Index nicht zum dritten Mal in Folge gefallen ist und so kein offizielles Abschwungsignal vorliegt“, sagte Jörg Krämer, Chefökonom des Fondsanbieters Invesco. Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der ING BHF-Bank, erklärte, die gute Stimmung im Einzelhandel sei durch ein gutes Ostergeschäft zu erklären. Zudem hätten der schwächere Euro-Kurs und die starke US-Wirtschaft für ein günstiges Umfeld gesorgt.

Benzinpreis auf Rekordhoch

In den vergangenen Wochen hatten viele Banken und Verbände ihre Wachstumserwartungen nach unten korrigiert. Auch die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute schrauben ihre Erwartungen nach unten. In ihrem Frühjahrsgutachten, das sie am Dienstag in Berlin vorstellen, senken sie ihre Vorhersage für dieses Jahr nach Tagesspiegel-Informationen von 1,7 auf 1,5 Prozent.

Der gebremste Aufschwung programmiert neuen Streit zwischen der Bundesregierung und der EU-Kommission: Laut Frühjahrsgutachten wird die Neuverschuldung 2005 etwa 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen. Damit wird die Drei-Prozent-Defizit- Marke des Maastricht-Vertrags deutlich gerissen. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) rechnet noch mit 2,8 Prozent Defizit. Um dies zu erreichen, müsste er ein Sparprogramm von zwölf Milliarden Euro auflegen. Forscher der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik um den Ökonomen Rudolf Hickel verlangen sogar, pro Jahr staatliche Investitionen von 75 Milliarden Euro zu beschließen, um die Konjunktur anzukurbeln.

Zu einer Gefahr für den Aufschwung könnte das immer teurere Öl werden. Ein Barrel Opec-Öl kostete in der vergangenen Woche im Schnitt 32,62 Dollar. In der Woche zuvor waren es 32,60 Dollar gewesen. Daher kostete ein Liter Superbenzin am Montag im Schnitt mehr als 1,16 Euro, teilten mehrere Mineralölgesellschaften mit. Diesel kostet ungefähr 94 bis 95 Cent je Liter.

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