zum Hauptinhalt
324920_3_xio-fcmsimage-20100223215734-006006-4b84413ecbecd.heprodimagesfotos84120100224schiff.jpg

© dpa

Unternehmen: Kälte schlägt aufs Klima

Die Stimmung in den Unternehmen lässt nach: Zum ersten Mal seit zehn Monaten sinkt der Ifo-Index

Berlin - Die Erholung der deutschen Wirtschaft bekommt in diesem Frühjahr offenbar einen Dämpfer. Die Stimmung in den Unternehmen verschlechterte sich im Februar überraschend zum ersten Mal seit zehn Monaten. Dies zeigt der Ifo-Index zum Geschäftsklima, der per Umfrage unter 7000 Unternehmen ermittelt wird. Vor allem der Einzelhandel litt unter Schnee und Eis. Mittelfristig rechnen die Konjunkturforscher aber damit, dass der Aufwärtstrend anhält.

Das Geschäftsklima sank von 95,8 auf 95,2 Punkte. Dies war mitverantwortlich für leichte Einbußen beim deutschen Aktienindex Dax – er verlor bis zum späten Nachmittag rund 0,6 Prozent auf 5654 Punkte. Vor allem ihre aktuelle Lage beurteilten die Unternehmer aus den Branchen Industrie, Handel und Bau schlechter. Dafür sei ein Rückschlag im Einzelhandel verantwortlich, erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Das Wetter dürfte viele Kunden von ausgiebigen Einkaufstouren abgehalten haben. Weniger Probleme habe dagegen der Großhandel gehabt. Auch die Industrieunternehmen erklärten in der Umfrage, ihre Stimmung sei nahezu unverändert. Impulse habe es aus dem Exportgeschäft gegeben. Die Baufirmen zeigten sich zufrieden. Der Ifo-Index gilt als einer der zuverlässigsten Frühindikatoren für die Entwicklung der Konjunktur. Der Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fällt bereits seit Oktober.

Für die kommenden sechs Monate ist die Wirtschaft dennoch zuversichtlicher als noch im Januar – hier stieg der Teilindex von 100,6 auf 100,9 Punkte. „Die wirtschaftliche Erholung dürfte sich nach dem Winter fortsetzen“, schloss Ifo-Experte Sinn daraus. Mit dieser Einschätzung unterstrich er zugleich, dass er einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten des Jahres nicht ausschließt. Dieser Meinung ist auch Bundesbank-Präsident Axel Weber. Bereits im Schlussquartal des vergangenen Jahres war die Wirtschaft nicht gewachsen.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hatte kürzlich bereits prognostiziert, dass der Winter das Quartalswachstum um 0,4 Prozentpunkte drücken werde – vor allem wegen der Arbeitsausfälle im Bausektor. Ökonomen erwarten aber, dass die Ausfälle im Laufe des Jahres wieder aufgeholt werden können. „Das ist definitiv eine vorübergehende Erscheinung“, sagte Andreas Rees von der Bank Unicredit. Generell gebe es einen konjunkturellen Aufwärtstrend. Und der Exportsektor bekomme tendenziell Unterstützung vom Euro-Wechselkurs, der im Zuge der Diskussion um die Zukunft der Währungsunion gesunken ist. Ein Aufschwung, der auf einer Erholung des Außenhandels basiere, sei nach wie vor wahrscheinlich. Daran glaubt auch Jörg Lüschow von der WestLB – er setzt auf höhere Ausgaben des Staates für den Bausektor, auch zur Beseitigung der im Winter aufgetretenen Straßenschäden.

Für Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) kam die Stimmungseintrübung in der Wirtschaft nicht überraschend. Die wirtschaftliche Talsohle sei zwar durchschritten, ein selbsttragender Aufschwung aber noch nicht erreicht. „Auch die kakophonische Diskussion über Steuerentlastungen hat keinen Beitrag zur Stabilisierung des Käuferverhaltens geleistet“, sagte der FDP-Politiker mit Blick auf die gegenwärtige Schwäche im Einzelhandel.

Zur Startseite