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Kommt der Dachdecker auch morgen noch zur Arbeit? Wer ein Haus baut, will wissen, ob die beauftragten Bauunternehmen solide finanziert sind, damit das Projekt nicht ins Stocken gerät.

© picture alliance / dpa

Unternehmensauskunft: Kontrolle ist besser

Eine neue Küche muss her oder ein neues Bad. Doch welchem Unternehmen kann man vertrauen? Es gibt viele Wege, das herauszufinden - kostenlose und kostenpflichtige.

Als im Juni 2011 der Energiediscounter Teldafax Insolvenz beantragt, verwandeln sich die rund 750 000 Kunden in potenzielle Gläubiger. In der Mehrzahl sind es private Haushalte, die Strom- oder Gaslieferverträge beim Troisdorfer Billiganbieter abgeschlossen haben. In der deutschen Wirtschaftsgeschichte ist eine Insolvenz mit einer so großen Zahl an Gläubigern ziemlich einmalig. Die Chance für die Verbraucher, Zahlungen zurückzubekommen, die sie bereits für künftige Leistungen geleistet haben, ist äußerst gering. Die Verbraucher stehen mit ihren im Einzelfall verhältnismäßig geringen Forderungen am Ende der Gläubigerschlange.

So spektakulär die Teldafax-Pleite ist, so selten ist sie in ihrer Dimension. Wie viele Kunden jährlich Geld verlieren, weil Firmen vereinbarte Dienstleistungen nicht oder nur teilweise erbringen oder weil die Unternehmen schlicht zahlungsunfähig sind, können auch die Verbraucherzentralen nicht beziffern. Bei gut 30 000 Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr gehen die Gerichte, nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden, von voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger von rund 31,5 Milliarden Euro aus. Viele der Gläubiger sind jedoch keine Privatpersonen, sondern ebenfalls Firmen.

Um keine böse Überraschung zu erleben, können Verbraucher jedoch einiges unternehmen. Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, wie die Schufa ursprünglich hieß, ist vielen bekannt, weil sie Bonitätsprofile über private Konsumenten erstellt. Wer einen Kreditvertrag abschließt, auf Raten kauft oder auch eine Wohnung mietet, muss damit rechnen, dass über eine Anfrage bei der Schufa seine Zahlungsmoral überprüft wird. Seit zwei Jahren funktioniert dieser Mechanismus aber auch umgekehrt: Verbraucher können sich über einzelne Unternehmen und deren Bonität informieren, bevor sie mit ihnen Geschäfte machen oder auch bevor sie dort einen Arbeitsvertrag unterschreiben.

Wer bei der Wirtschaftsauskunftei anfragt, erhält unter anderem die Handelsregisternummer, Angaben zum Umsatz und zur Zahl der Mitarbeiter und der Höhe des Stammkapitals des Unternehmens. Außerdem erfährt der Verbraucher, ob die Firma in der Vergangenheit mit Zahlungsverzögerungen oder -ausfällen aufgefallen ist. Anhand einer Farbskala von grün über orange bist rot lässt sich ablesen, wie groß das Risiko einer Insolvenz in den kommenden zwölf Monaten nach Ansicht der Schufa ist. Die umfangreichen Informationen, die Verbraucher über die Schufa-Anfrage bekommen, haben allerdings ihren Preis. Neben einer einmaligen Gebühr in Höhe von 18,50 Euro, um sich auf www.meineschufa.de zu registrieren, werden 28,50 Euro für jede Unternehmensanfrage fällig. Bei größeren Investitionen wie einer neuen Einbauküche oder der Erneuerung des Badezimmers fällt die Gebühr nicht weiter ins Gewicht, wenn sich damit Schaden vermeiden lässt.

„Gerade Bauherren gehen mit dem Bau eines Eigenheims oft das größte finanzielle Wagnis in ihrem Leben ein“, wirbt Tilo Walter, bei der Schufa zuständig für Privatkunden und Produktentwicklung, für die Abfrage. Er geht davon aus, dass finanzielle Belastungen durch die Insolvenz einer Baufirma „nahezu vermieden“ werden können. Verbraucherschützer sind weniger euphorisch. „Wir raten nicht von kostenpflichtigen Unternehmensauskünften wie der der Schufa ab“, sagt Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Aber Verbraucher sollten abwägen, ob sie das wirklich brauchen. Wenn es um einen Kredit über 250 000 Euro geht, kann eine Abfrage für 30 Euro sinnvoll sein. Bei einem Mobilfunkvertrag, der monatlich 20 Euro kostet, eher nicht.“

Bleibt die Frage, was sich tun lässt, um das finanzielle Risiko bei Geschäften zu reduzieren, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen. In jedem Fall sollten Verbraucher Ruhe bewahren und nicht auf vermeintlich einmalige Gelegenheiten anspringen. „Grundsätzlich muss sich ein Kunde selbst überlegen, was er tut: Ist das ein gutes Angebot, wie hoch ist mein Risiko bei einem Geschäft, wenn das Unternehmen pleite geht“, sagt Husemann. „Viele Risiken kann man als Verbraucher selbst minimieren, zum Beispiel indem man mit seinem Stromanbieter monatliche statt jährliche Bezahlung vereinbart. Geht dieser dann insolvent, hat man kein Geld verloren.“

Ob etwa ein Handwerker für den Dachausbau der richtige ist, beantworten die Handwerkskammern – kostenlos. „Dort gibt es Listen über Meisterbetriebe und auch zu den Arbeitskosten haben sie Informationen“, sagt Husemann. Darüber hinaus finden sich inzwischen zu fast jeder Branche Bewertungsportale im Netz, auf denen Kunden ihre Erfahrungen kundtun. Gute Bewertungen sind aber noch keine Garantie. „Vorsicht ist geboten, wenn Einträge sehr blumig oder sehr negativ formuliert sind“, warnt die Verbraucherschützerin. Außerdem sammelt etwa das Land Nordrhein-Westfalen unter www.insolvenzbekanntmachungen.de Veröffentlichungen zu Insolvenzverfahren aus allen Bundesländern.

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