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Wirtschaft: Unternehmer in Champagnerlaune

Ifo-Geschäftsklima-Index steigt auf höchsten Wert seit fünf Jahren – doch die Regierung stellt sich schon auf den Abschwung ein

Berlin - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist im Moment so gut wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. Der viel beachtete Ifo-Geschäftsklima-Index stieg im Januar auf 102,0 Punkte, wie das Institut am Mittwoch erklärte. Auch die Aussichten für die kommenden Monate schätzten die 7000 befragten Firmen deutlich optimistischer ein. Die Börse reagierte mit einem deutlichen Kursaufschlag auf die unerwartete Nachricht – der deutsche Aktienindex Dax gewann 1,7 Prozent. Die Bundesregierung dämpfte den Optimismus mit ihrer neuen Wachstumsprognose von 1,4 Prozent in diesem und rund einem Prozent im kommenden Jahr allerdings etwas.

Bereits im Dezember hatte die Stimmung in den Unternehmen einen Rekordwert erreicht. Jetzt hellte sich das Klima vor allem in der Industrie weiter auf, wo die Exporterwartungen ohnehin glänzend sind. Aber auch in den angeschlagenen Branchen Bau und Einzelhandel gab es positive Hoffnungen. „Der Aufschwung hat an Breite und Stärke gewonnen“, stellte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn fest. Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate äußerten sich die befragten Unternehmen sogar so optimistisch wie seit elf Jahren nicht mehr. „Die Ifo-Zahlen signalisieren eine Rückkehr zu früheren Boomzeiten“, sagte Holger Schmieding, Europa-Chefökonom der Bank of America. Jetzt werde Deutschland wieder zum Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa.

Die Ifo-Zahlen haben zugleich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bald erneut die Leitzinsen anheben wird. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, die Bank sehe sich in ihrer Prognose bestätigt. Gleichzeitig verwies er auf den Einfluss des hohen Ölpreises auf die Inflation.

Die Bundesregierung stellt sich derweil bereits wieder auf eine Abschwächung des Wachstums ein. Für 2007 sei nur noch mit einem Plus von rund einem Prozent zu rechnen, sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bei der Vorlage des Jahreswirtschaftsberichts in Berlin. Er sei sich der Problematik einer um drei Punkte steigenden Mehrwertsteuer „durchaus bewusst“, räumte er ein. 2007 könne deshalb ein „schwieriges Jahr“ für die Konjunktur werden. „Sorgen, dass es zu einem abrupten Abbruch der konjunkturellen Aufwärtsbewegung kommen wird, halte ich indes für überzogen.“

Für das laufende Jahr peilt die Regierung ein Wachstum von 1,4 Prozent an. Das ist weniger, als die meisten Fachleute annehmen. Es bestehe aber die Chance, dass die Prognose, die sich in einer Spanne von 1,4 bis 1,6 bewege, am Ende von der tatsächlichen Entwicklung übertroffen werde. Auch könnten die Wachstumsimpulse der Regierung stärker ausfallen als angenommen. „Dann ist auch ein Wachstum bis zu zwei Prozent möglich“, sagte Glos. Er verwies allerdings auf die Risiken durch den Ölpreis, der derzeit bei 67 Dollar liegt, und starke Wechselkursschwankungen. In ihren Annahmen, die der Prognose zugrunde liegen, hat das Wirtschaftsministerium einen Preis von 60 Dollar angesetzt. Außerdem gehen die Beamten von einer Steigerung bei den Tariflöhnen um nur 1,5 Prozent aus – die IG Metall fordert in der anstehenden Runde indes fünf Prozent. Stützen wird die Entwicklung der Regierung zufolge erneut der Export, der um bis zu 6,5 Prozent wachsen dürfte.

Wegen der Risiken durch die höhere Mehrwertsteuer forderte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) von der Koalition, ihrePläne noch einmal zu überdenken. Dieter Hundt, Präsident des Arbeitgeberverbandes BDA, sagte, die Steuererhöhung sei „wachstumsschädlich“. Der Regierung fehle das Konzept, wie sie ihr Ziel, dauerhaftes Wachstum und die Senkung der Sozialabgaben unter 40 Prozent, erreichen wolle.

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