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Unternehmer Stache gehört die kleinste deutsche Eisenbahngesellschaft.

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Unternehmer Lutz Stache aus Cottbus: Mit Baustoffen, Kristall und einer kleinen Eisenbahn zum Global Player

Die Firmengruppe von Lutz Stache agiert weltweit. Auch eine ehemalige Glashütte gehört zum Geschäft des Unternehmers.

Am liebsten würde Lutz Stache im Hintergrund bleiben. Vielleicht liegt es daran, dass der Betrieb von Kohlezügen und der Vertrieb von Braunkohleflugasche nicht besonders sexy wirken. Oder daran, das man einem Ostdeutschen nicht zutrauen würde, dass er in den vergangenen 25 Jahren eine international agierende Firmengruppe mit weltweit rund 7500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz in dreistelliger Millionenhöhe aufgebaut hat. Rund 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet er mit seinem Unternehmen AHG Industry im Ausland und mit Werken vornehmlich in der Produktion von Baustoffen im Irak, in Rumänien, der Türkei oder den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Doch seit rund 30 Kilometer südöstlich von Cottbus in der 3300-Seelen-Gemeinde Döbern eine riesige Glaspyramide direkt am Straßenrand steht, ist Stache gewissermaßen zum gläsernen Unternehmer geworden. Hinter der Pyramide duckt sich ein Werk, welches vor allem zu DDR-Zeiten der größte Produzent von Bleikristall war, ein wichtiger Devisenbringer. Sechs verschiedene Gesellschafter versuchten nach der Wende, die Glashütte Döbern in die neue Zeit zu bringen. Der letzte von ihnen hatte 13,5 Millionen Euro investiert und kam gegen eine Zahlung von 17.500 Euro mit einem blauen Auge davon. Die Staatsanwaltschaft ließ den Vorwurf der Insolvenzverschleppung gegen ihn fallen. Die örtliche Politik hatte 2009 die Idee, dem Unternehmer Lutz Stache den Kauf der traditionsreichen Glashütte schmackhaft zu machen.

Bayern-Star Lewandowski gehört zu den ersten Kunden

Stache kaufte später für 550.000 Euro das Firmengelände, benannte die Glashütte Döbern in Cristalica um und errichtete die Pyramide für 2,5 Millionen Euro. „Damit haben wir ein repräsentatives Firmengebäude“, sagt Stache. Weitere 40 Millionen Euro investierte er ins Werk, 80 Beschäftigte sind dort angestellt, 4,5 Millionen Euro an Fördermitteln gab die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), um die Glashütte zu retten. Seither baute Stache den einstigen Glashersteller radikal um. Die Cristalica GmbH soll zum größten deutschen Hersteller von Merchandisingartikeln für Künstler, Sportler, Politiker werden – mit Unikaten und limitierten Auflagen, aber auch Massenproduktionen. Die Firma stellt dabei nicht nur Gegenstände aus Glas her. „Nur damit überleben wir nicht“, sagt Stache. Einige Artikel, die das Unternehmen produziert, sind deswegen aus Textilien oder Kunststoff.

Der Unternehmer Lutz Stache (54) aus Cottbus, Eigentümer AHG Industry, einer Handelsgesellschaft für Baustoffe und Kraftwerksreststoffen.
Der Unternehmer Lutz Stache (54) aus Cottbus, Eigentümer AHG Industry, einer Handelsgesellschaft für Baustoffe und Kraftwerksreststoffen.

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Bundesligist Mainz 05 und Bayern-Star Robert Lewandowski gehören zu Staches ersten Kunden. Vertrieben werden die Produkte hauptsächlich online unter dem Label VIP-Pictures. Die Onlineshop-Entwickler des Unternehmens sitzen in Rumänien und im Werk sind auch polnische Arbeiter beschäftigt – in der strukturschwachen Region mangelt es an Fachkräften. Die Restrukturierung dauert ihre Zeit, Ende 2014 startete das Unternehmen mit dem neuen Konzept wieder durch.

Für Vattenfall betreibt er das Schienennetz

Stache hatte sich nach dem Fall der Mauer mit einem Baustoffhandel selbstständig gemacht. Den dringend benötigten Zement für den Aufbau der Hauptstadtregion importierte der Unternehmer vornehmlich aus Polen und erzielte damit 80 Prozent seines Umsatzes. Wegen stark schwankender Zementpreise sah er sich bald nach anderen Geschäftsfeldern um.

Ende der neunziger Jahre beteiligte er sich an einer Ausschreibung von Vattenfall Europe für den Betrieb des unternehmenseigenen Schienennetzes und die Verwertung von Braunkohleflugasche. Er erhielt den Zuschlag und das Gleisnetz und betreibt seither eine der kleinsten privaten Eisenbahngesellschaften Deutschlands. Mit 45 Mitarbeitern erwirtschaftet er hier einen Jahresumsatz von sechs Millionen Euro. Die Flugasche dient zur Verfestigung lehmiger Böden und wurde etwa beim Bau der Ostseeautobahn A20 und der Modernisierung des Schönefelder Kreuzes gebraucht. Doch das Auslandsgeschäft, vornehmlich im Osten, blieb der Schwerpunkt seiner unternehmerischen Tätigkeit. Nicht alles behielt Stache im Portfolio. Aus China hat er sich zurückgezogen. In Rumänien erwarb er vor ein paar Jahren ein Kalkwerk.

Im Werk im Irak produziert Staches Firmengruppe AHG Industry Röhren für Öl-Pipelines.
Im Werk im Irak produziert Staches Firmengruppe AHG Industry Röhren für Öl-Pipelines.

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Torsten Holler

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