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Wirtschaft: Unternehmer sparen am Weihnachtsgeld Immer mehr Firmen kürzen

die freiwilligen Sozialleistungen

Düsseldorf (cs/oli/pbs/HB). Die Unternehmen treten beim Weihnachtsgeld auf die Kostenbremse. Beispiel Opel: Statt wie bisher 100 Prozent zahlt der Autohersteller in diesem Jahr nur 70 Prozent eines vollen Gehalts als Weihnachtsgeld. Beispiel Lufthansa: Dort sieht die Bescherung in diesem Jahr so aus, dass es nur die Hälfte eines Monatseinkommens gibt. Erst zusammen mit dem Urlaubsgeld ergeben die Zusatzleistungen für Lufthansa-Mitarbeiter die Höhe eines 13. Gehalts.

Einbußen auch im Einzelhandel

Auch in anderen Branchen steht das Weihnachtsgeld zur Disposition. So heißt es bei der Commerzbank, dass über die Höhe der diesjährigen Zahlung noch keine Entscheidung gefallen ist. Die Beschäftigten im Einzelhandel dagegen müssen Einbußen bereits fest einkalkulieren. Die Kaufhof Warenhaus AG plant, ihrem Personal zu Weihnachten etwas weniger als gewohnt in die Gehaltstüte zu stecken. Bislang hatten die Kölner ihre tariflichen Sonderzahlungen, die bundesweit im Einzelhandel in Höhe von 62,5 Prozent des monatlichen Tarifgehalts zu zahlen sind, freiwillig auf 100 Prozent aufgestockt. Doch in diesem Jahr will sich die Metro-Tochter auf wenig mehr als das Nötigste beschränken. Mit einem ähnlichen Ansinnen war die Essener Warenhaus-Konkurrenz vor wenigen Wochen gescheitert. Nach bundesweiten Protestaktionen musste Karstadt-Chef Wolfgang Urban seinen Plan begraben, freiwillige Sozialleistungen zu streichen.

„Wir schließen nicht aus“, so Verdi-Tarifexperte Rüdiger Wolf, „dass auch zahlreiche andere Einzelhandelskonzerne an die übertariflichen Sonderzahlungen herangehen wollen." Satte Einsparungen werden sie damit aber wohl kaum noch erzielen, wie Heribert Jöris, Tarifchef beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE), zu bedenken gibt. Inzwischen schrumpfen die Umsätze in der Branche im achten Jahr in Folge. Übertarifliche Gehaltsbestandteile haben die meisten Unternehmen deshalb schon in der Vergangenheit kräftig abgeschmolzen. Deshalb haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Berliner Einzelhandel jetzt sogar eine so genannte „Öffnungsklausel“ für ihren neuen Tarifvertrag vereinbart. Sie erlaubt den Handelshäusern erstmals, im Falle einer Notlage tarifliche Pauschalzahlungen zu streichen.

Die Gewerkschaften beobachten den Trend mit Skepsis. Allein in den Industriebetrieben summieren sich die tariflich zugesicherten und freiwillig ausgeschütteten Jahresprämien auf rund 19 Milliarden Euro. Fällt ein Teil davon aus, leidet darunter zumindest indirekt die Konjunktur. Auch der HDE, der Verständnis für die Sparanstrengungen der Firmen zeigt, sieht solche Kürzungen mit gemischten Gefühlen. Denn der Privatverbauch trägt hierzulande zu rund 57 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.

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