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Untersuchungsbericht: Regierung ruinierte Island

Viele Isländer haben bislang vor allem die britische Regierung für den finanziellen Zusammenbruch ihres Landes verantwortlich gemacht. Eine unabhängige Komission legte nun einen detailierten Bericht zur Finanzkrise vor. Demnach hat die isländische Regierung maßgeblich Schuld an der Krise.

Bislang wurde vor allem die britische Regierung von vielen Isländern für den finanziellen Zusammenbruch ihres Landes verantwortlich gemacht. Denn London ließ im Herbst 2008 die Gelder der isländischen Kaupthing-Großbank mit Verweis auf ein Antiterrorgesetz kurzfristig einfrieren. Das setzte eine Kettenreaktion im Finanzsektor der Atlantik-Republik in Gang, die fast im Staatsbankrott geendet wäre.

Am Montag hat eine unabhängige Kommission einen 2000 Seiten starken Bericht vorgelegt, der die Hintergründe beleuchtet. Dieser legt nahe, dass die alte isländische Machtclique selbst einen wesentlichen Teil dazu beitrug, aus dem einst reichen Land ein armes zu machen. Gerade die Schlüsselfiguren um die konservative Unabhängigkeitspartei, die das Land seit der Unabhängigkeit 1945 prägte, trügen die Verantwortung, teilte die Ermittlergruppe in Reykjavik mit. Vor allem Zentralbankchef David Oddsson, heute Chefredakteur einer der großen Zeitungen, bekommt besonders viel Schuld zugeschrieben. Ferner werfen die Autoren dem ehemaligen Regierungschef Geir Haarde, Finanzminister Arni Mathiesen und dem Chef der Finanzaufsichtsbehörde teils grob fahrlässiges Verhalten vor. Die Topmanager der drei großen Banken waren international in riskante Spekulationen verwickelt und hatten einen Schuldenberg aufgebaut, der das Bruttoinlandsprodukt Islands zehnmal überstieg.

Noch 2008, auch nach der Lehman-Pleite, sollen die isländischen Banken ein Drittel ihrer Kredite an Empfänger ausgereicht haben, die bereits hoch verschuldet waren, und keine Rückzahlungsmöglichkeiten hatten. Mit den Geldern sollten neue Wertpapiere aufgekauft werden. Ein Teil der Gelder verschwand auf Auslandskonten. Privatpersonen aus den Chefetagen der Banken und Wirtschaft hätten sich bereichert, heißt es.

Zusätzlich verschlampte die isländische Notenbank einen Kredit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, der Zentralbank der Zentralbanken, über 500 Millionen Dollar. Angestellte vergaßen, die Abmachung zu verlängern. Zentralbankchef Oddsson habe zudem im April 2008 ein Hilfsangebot der anderen europäischen Zentralbanken abgelehnt. „Hauptgrund für den Zusammenbruch war, dass die Banken zu schnell wuchsen. Die Größe unserer Banken verzwanzigfachte sich in sieben Jahren durch die unkontrollierte Deregulierung”, sagte eine Ermittlerin.

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