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Wirtschaft: Unverkäufliche Wohnungen

Deutsche Annington sagt Börsengang ab: Investoren zeigen kaum Interesse.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Eigentlich hätte Rolf Buch an diesem Mittwoch die Glocke auf dem Parkett in Frankfurt am Main läuten sollen. So ist es Tradition, wenn ein Unternehmen an die Börse geht. Doch statt großer Gesten musste der Chef des größten deutschen Wohnungsvermieters Deutsche Annington beschwichtigen. Denn der Börsengang ist abgesagt.

Zu wenige Investoren wollten die Aktien der Deutsche Annington kaufen, die hierzulande 180 000 Wohnungen verwaltet. Der Konzern hatte darauf gesetzt, mit dem Börsengang gut 400 Millionen Euro einzusammeln, um Schulden abzubauen. Auch wollte der Eigentümer, das britische Beteiligungsunternehmen Terra Firma, durch die Ausgabe von Aktien seinen Anteil an dem deutschen Konzern reduzieren.

Zwei Wochen lang hatte der Konzern bei Investoren für seine Aktien geworben – wie sich jetzt herausstellt mit wenig Erfolg. In Finanzkreisen heißt es, vor allem deutsche Fondsmanager hätten wenig Interesse an den Papieren gezeigt. Deutsche Annington hatte ihnen die Aktien für 18 bis 21 Euro angeboten. Das sei zu ambitioniert gewesen, meint Stefan Bongardt, Analyst bei Independent Research. „Die Preisspanne war viel zu hoch.“ Wäre der Konzern bereit gewesen, den Preis zu senken, wären mehr Investoren bereit gewesen, Anteilsscheine zu kaufen.

Das Unternehmen selbst begründet die Absage des Börsengangs mit den „anhaltend ungünstigen Marktentwicklungen“. Seit US-Notenbankchef Ben Bernanke ein Ende des Ankaufprogramms für Anleihen verkündet hat, hoffen Börsianer auf steigende Zinsen. Doch die sind für Immobilienkonzerne Gift – in der Vergangenheit hat die Branche von den günstigen Krediten profitiert. „Der beste Zeitpunkt für die Refinanzierung von Immobilienkrediten ist vorbei“, bestätigt Bongardt. Für Unruhe sorgt zudem die Diskussion über eine Mietpreisbremse, also die Deckelung der Mieterhöhung bei Neuvermietung. SPD und Grüne ziehen mit dem Thema in den Wahlkampf. Die Branche bangt deshalb um ihren Spielraum bei der Preisgestaltung.

So hat auch der Konkurrenzkonzern LEG Immobilien deutlich verloren. Zwar hat er, als er im Februar an die Börse gegangen ist, genug Käufer gefunden – die Aktie hat seitdem aber zehn Prozent ihres Wertes verloren.

Deutsche Annington will jetzt den Markt beobachten und eventuell später einen neuen Anlauf nehmen, Aktien auszugeben. Auf weitere Börsengänge – vor allem den der Siemens-Tochter Osram am kommenden Montag – dürfte das Börsendebakel bei Deutsche Annington derweil keine Auswirkungen haben. „Die Investoren entscheiden derzeit von Fall zu Fall“, meint Analyst Bongardt. Carla Neuhaus

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