zum Hauptinhalt
UPS

© AFP

UPS: Big Brown

United Parcel Service feiert seinen 100. Geburtstag. Mit Drill und einem strengem Verhaltenskodex ist das Unternehmen von Jim Casey an die Weltspitze gelangt.

Berlin - Die braune Uniform sitzt akkurat, ein Lächeln auf den Lippen, unverkrampft und ehrlich. In der linken Hand das Paket, am Daumen baumelt der Schlüssel. Die freie Rechte greift nach dem Geländer. Beim United Parcel Service (UPS) ist jeder Schritt genau festgelegt. Ein Ritual, das fast so alt ist wie das Unternehmen selbst.

Mit 100 Dollar Startkapital gründete Jim Casey vor hundert Jahren, am 28. August 1907, in Seattle seinen Botendienst. Zunächst stellten die Kuriere eilige Sendungen per Fahrrad zu, doch schon 1913 kaufte Casey seinen ersten Lieferwagen, einen Ford-T und strich ihn rot an. Den zweiten Lastwagen lackierte er knallgelb. Erst ab 1917 wurde der Fuhrpark einheitlich schokoladenbraun bemalt. Offiziell heißt die Farbe Pullmann-Braun und ist seit 1998 als Marke geschützt. 3700 UPS-Fahrzeuge sind täglich in Deutschland unterwegs und leicht zu erkennen.

„Bevor jemand bei uns als Zusteller anfängt, muss er an einem Trainingskurs teilnehmen“, sagt Georg Leusch, Sprecher von UPS-Deutschland. Sechs Wochen lang lernen die zukünftigen Fahrer das UPS-Einmaleins. „Das ist schon ein wenig militärischer Drill“, gesteht Leusch. Besonders geübt wird das Autofahren. UPS-Fahrer sollen vorausschauend und defensiv fahren. „Wir wollen keine Rowdys im Straßenverkehr. Bei uns haben Niki Laudas nichts zu suchen.“ Um Unfälle zu vermeiden, biegen UPS-Zusteller so selten wie möglich links ab. „Heute berechnet ein Computer die optimale Route, doch noch vor einigen Jahren haben wir auf Karten die Ideallinie gesteckt.“ Kommt es doch mal zu einen Zusammenstoß, wird penibel untersucht, ob den Fahrer eine Schuld trifft, und wenn ja, wird er nachgeschult.

Auch für Büromitarbeiter gilt ein strenger Verhaltenskodex. Papierberge und Kaffeetassen sind am Arbeitsplatz tabu. Abends muss der Schreibtisch aufgeräumt werden. „Bei uns muss alles blitzblank sein“, sagt Leusch. 2002 kam es in Deutschland zu einem arbeitsrechtlichen Zwischenfall. Ein Paketzusteller hatte sich im Thailandurlaub einen Vollbart wachsen lassen und wollte sich partout nicht rasieren. Ein klarer Verstoß gegen den Arbeitsvertrag, hieß es bei UPS. Ein Arbeitsgericht sah das anders und verpflichtete den Logistikkonzern, den Vollbärtigen weiterzubeschäftigen.

Seit 1976 ist UPS auch in Deutschland vertreten. Nachdem der 1971 gegründete Rivale Fedex sich international ausbreitete, entschied sich auch Jim Casey für Expansion. Er wählte Deutschland als Startpunkt für sein Europaengagement, hier hatte es ihm im Urlaub gut gefallen.

Nachdem UPS Mitte der achtziger Jahre eine eigene Fluggesellschaft gegründet hatte, wählte man den Flughafen Köln-Bonn als europäisches Drehkreuz. „Wir sind seit rund 20 Jahren in Köln und sind sehr zufrieden hier“, sagt Leusch. Köln liege zentral, es gebe eine hervorragende Infrastruktur und man habe eine Nachtfluggenehmigung. Die ist besonders wichtig, denn in der Logistikbranche wird nachts gearbeitet, damit die Briefe und Pakete so schnell wie möglich zugestellt werden können. „Unsere Genehmigung ist noch 15 Jahre lang gültig, und wir würden sie gerne verlängern.“

Mit 472 000 Mitarbeitern zählt „Big Brown“ zu den größten Arbeitgebern weltweit, doch das Hauptgeschäft macht UPS in den USA. Das Unternehmen ist der viertgrößte Wahlkampfspender in den USA, ein Großteil der Gelder geht an die Republikaner. Außerdem beschäftigt UPS eine Lobbyisten-Armada in Washington, um seine Interessen durchzusetzen. Das bekam auch die Post-Tochter DHL zu spüren. Auf Anfrage von UPS verdonnerte die Europäische Kommission im Juni 2002 die Deutsche Post zu einer Strafe von 850 Millionen Euro, da sie das Logistikgeschäft von DHL subventioniert haben soll. Ende des Jahres fällt in Deutschland das Briefmonopol. Eigentlich will UPS nicht ins Briefgeschäft einsteigen; in der vergangenen Woche kamen dennoch Gerüchte auf, UPS wolle der KfW ihren 30-prozentigen Anteil an der Deutschen Post abkaufen. Genug Geld hätte das Unternehmen. 2006 verbuchte UPS einen Jahresumsatz von umgerechnet rund 35 Milliarden Euro. Neben dem klassischen Päckchenversand betreut UPS auch den Kundenservice anderer Unternehmen. Ist etwa ein Laptop des japanischen Herstellers Toshiba defekt, holt ein Zusteller das Gerät beim Kunden ab und schickt es in die USA, wo UPS-Mitarbeiter Einzelteile austauschen und den Computer danach wieder zurücksenden. „Wir reparieren ein Notebook in nur vier Tagen“, sagt Leusch.

Doch nicht alles gelingt Big Brown. Während DHL in den Irak fliegt und sogar ein Büro in Pjöngjang betreibt, sind diese Ziele für amerikanische Unternehmen tabu. „Länder, die mit einem US-Handelsembargo belegt sind, dürfen wir nicht beliefern“, sagt Leusch. Das führt so weit, dass vor der kubanischen Botschaft in Berlin keine schokoladenbraunen Lieferwagen halten dürfen.

Christoph Giesen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false