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Wirtschaft: US-Fluglinien droht der Ruin

Bei einem Irak-Krieg sind 70 000 Arbeitsplätze in Gefahr /American Airlines steht kurz vor dem Konkurs

New Yor k/Berlin (pf/fw). Der IrakKrieg könnte die amerikanischen Fluggesellschaften in den Ruin treiben. Einen Verlust in Höhe von weiteren vier Milliarden Dollar befürchten amerikanische Fluggesellschaften im Falle eines Krieges, viele Flugunternehmen könnten in den Konkurs getrieben werden. Diese düstere Prognose machte der Verband Air Transport Association (ATA), der die großen US-Fluggesellschaften repräsentiert. Außerdem rechnet die Branche damit, dass zusätzlich 70 000 Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren und täglich 2200 Flüge gestrichen werden, wenn die USA im Irak einmarschieren.

Die drittgrößte US-Fluggesellschaft, Delta Airlines, warnte Anfang der Woche vor einem deutlich höher liegenden Verlust im laufenden Quartal. Und bei der weltweit größten Gesellschaft, American Airlines (AA), rückt nach Zeitungsberichten der Antrag auf Gläubigerschutz nach dem US-Konkursrecht näher – also ein Insolvenzantrag. Eigenen Angaben zufolge macht das Unternehmen täglich fünf Millionen Dollar Verlust. Für den Insolvenzfall suche AA Kreditzusagen von bis zu zwei Milliarden Dollar, um wieder auf die Beine zu kommen, schreibt die Zeitung „New York Times“. US Airways und United Airlines befinden sich wegen der Buchungsflaute bereits im Insolvenzverfahren.

Nach der Bekanntgabe der ATA-Prognosen fielen am Dienstag an der Wall Street die Kurse von American Airlines und Delta Airlines um jeweils fast 20 Prozent. Die Risiken, die drohen, seien Bankrotterklärungen großen Umfangs, Liquidierungen führender Fluggesellschaften und sogar die Zwangsverstaatlichung der Luftfahrtindustrie, teilte die ATA in einem Bericht mit. Dauere der Krieg 90 Tage, könnte der Gesamtverlust dieses Jahr auf 10,7 Milliarden Dollar klettern anstatt auf 6,7 Milliarden Dollar, wie bisher erwartet. In 2002 hatte die Branche Verluste von über zehn Milliarden Dollar verbucht. Seit August 2001 haben in der Branche fast 100 000 Menschen ihre Jobs verloren.

Die ATA hat den amerikanischen Kongress und US-Präsident Bush um Finanzhilfen in Höhe von vier Milliarden Dollar ersucht. Der Verband bemüht sich ferner um Ausgleichszahlungen in Höhe von vier Milliarden Dollar für die hohen Sicherheitskosten, die den Airlines nach dem 11. September 2001 ins Haus standen, und für den hohen Versicherungsaufwand. Ein weiterer Rettungsvorschlag ist die Freigabe von täglich einer Million Fass Öl aus der Strategischen Ölreserve, um den Anstieg der Treibstoffkosten zu stoppen. Die ATA hat für das laufende Quartal im Falle eines Krieges ein um 15 Prozent niedrigeres Geschäftsvolumen errechnet. Der Rückgang wäre damit um mehr als das Doppelte höher als nach dem Golfkrieg in 1991.

Auch in Europa fürchten die Luftfahrtgesellschaften den Irak-Krieg. Allerdings ist die Situation nicht so drastisch wie in den USA, da die US-Unternehmen schon vor der Krise, die auf die Terroranschläge folgte, versäumt hatten, ihre Überkapazitäten abzubauen, und noch immer darunter leiden.

Dennoch: Als Konsequenz aus der sich weiter verschlechternden Konjunktur hat die Lufthansa im Februar einen sofortigen Einstellungsstopp sowie eine Kapazitätsreduzierung um weitere zehn Flugzeuge im Deutschland- und Europaverkehr beschlossen. „Ein Krieg im Irak würde unser Passagieraufkommen – und damit auch die Erlöse – weiter schrumpfen lassen. Das macht dann harte und schnell umzusetzende zusätzliche Maßnahmen erforderlich“, sagte der Vorstandschef Jürgen Weber. Martin Gaebges, Generalsekretär des Verbands Board of Airline Representatives in Germany (BARIG), befürchtet erhebliche Passagierrückgänge und Einbrüche der Erträge der Fluggesellschaften im Falle eines Krieges.

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