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Wirtschaft: US-Investor will Babcock-Kern kaufen

Berlin (fo). Für das Kerngeschäft des Babcock-Borsig-Konzerns steht ein Investor bereit: One Equity Partners will wesentliche Teile der Sparte Energietechnik übernehmen.

Berlin (fo). Für das Kerngeschäft des Babcock-Borsig-Konzerns steht ein Investor bereit: One Equity Partners will wesentliche Teile der Sparte Energietechnik übernehmen. Das bestätigte Christopher von Hugo, der die US-Investorengruppe in Deutschland vertritt, dem Tagesspiegel. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Mit diesem Angebot könnten mehr als 10 000 Arbeitsplätze gesichert werden. Babcock-Borsig beschäftigt weltweit 22 000 Mitarbeiter. Laut von Hugo ist One Equity an einer „industriellen Lösung“ interessiert, nicht aber an einer Beteiligung an Babcock Borsig.

One Equity hatte Babcock bereits eine 25-Prozent-Beteiligung an der Kieler Werft HDW abgekauft, weitere 25 Prozent sollten folgen. Bis zur Insolvenz war der zweite Verkaufsschritt allerdings durch eine Klage des Babcock-Großaktionärs Wyser-Pratte blockiert. Von Hugo sagte, auch nach der Insolvenz sei One Equity bereit, für „signifikante Teile der Energietechnik“ ein Angebot abzugeben. Seine Investorengruppe war schon vor dem Insolvenzantrag am vergangenen Donnerstag in die Rettungsbemühungen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD) eingebunden. Doch konnten sich die Banken letztlich nicht auf ein Sanierungskonzept und die dafür notwendige Finanzierung von 700 bis 800 Millionen Euro einigen. Babcock Borsig meldete darauf hin Insolvenz an.

Spekulationen, der französische Kraftwerksbauer Alstom könnte Teile von Babcock übernehmen, dementierte Alstom am Dienstag in Paris. Da es dann nur noch einen Anbieter für konventionelle Kraftwerke in Europa gäbe, dürfte diese Lösung auch auf schwere Wettbewerbsbedenken in Brüssel stoßen.

Die Energietechnik hatte schon Berater Roland Berger als einen Kernbereich für die Sanierung definiert. Hier werden Kraftwerke aller Größen und ihre Komponenten produziert. One Equity interessiert sich in etwa für dieselben Aktivitäten und zwar sowohl in Europa als in den USA, wie von Hugo ausdrücklich versichert. Bislang war immer vermutet worden, dass sich die Investorengruppe nur um Babcocks US-Geschäft bewirbt. In der Energietechnik machte Babcock mit 10 700 Mitarbeitern im letzten Geschäftsjahr knapp 2,4 Milliarden Euro Umsatz, aber keinen Gewinn. Der Auftragseingang in dieser Sparte lag bei drei Milliarden Euro.

Interessant ist für Investoren vor allem das Servicegeschäft, das die Instandhaltung alter Kraftwerke umfasst. Zumal neue Kraftwerke derzeit in Europa kaum gebaut werden. Solche Aufträge sind oft nur zu Kampfpreisen hereinzuholen. Kritischer Verhandlungspunkt zwischen One Equity dürfte daher auch der wahre Wert des immer wieder genannten und fünf Milliarden Euro starken Auftragsbestands von Babcock Borsig sein.

Auf der Verkaufsliste des Konzerns stehen seit längerem Aktivitäten mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro und 11 000 Beschäftigten. Firmen wie Schumag (Maschinenbau) oder Krantz TKT (Gebäudetechnik) werden nur als Beteiligungen geführt. Auch die Berliner Borsig GmbH mit ihren 400 Mitarbeitern steht laut Konzernübersicht zum Verkauf. Dabei zählt sie zum Kerngeschäft Energietechnik. Diesen Widerspruch konnte auch der Betriebsrat auf Anfrage nicht klären. Nach dem Berger-Gutachten wäre die Produktion aus Berlin abgezogen worden. Geblieben wären dann etwa 175 Arbeitsplätze in der Entwicklung. Ob die Borsig GmbH Insolvenz anmeldet wie der Konzern, entscheidet sich vermutlich am Mittwoch.

Unterdessen gehen die Bemühungen weiter, das Insolvenzverfahren auf den Weg zu bringen. Einen Tag nach dem Scheitern der Verhandlungen mit den Banken hat der Aufsichtsrat den Düsseldorfer Insolvenzfachmann Horst Piepenburg zum neuen Vorstandschef von Babcock Borsig bestellt. Der Rechtsanwalt hat in den zurückliegeneden 20 Jahren an über 1500 Insolvenzverfahren teilgenommen. Mit dem Ressort Finanzen wurde der 41-jährige Rechtsanwalt Helmut Balthasar betreut, ebenfalls ein Insolvenzexperte. Der frühere Babcock-Chef Klaus Lederer war erst vor wenigen Wochen ausgeschieden und ist nun Chef der HDW. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat Vorermittlungen gegen Lederer wegen des Verdachts der Konkursverschleppung aufgenommen.

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