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Wirtschaft: US-Konjunktur: Der amerikanische Patient fiebert noch

Wer hoch hinaus will, muss tief fallen können. Das gilt auch für das Wirtschaftswunderland Amerika.

Wer hoch hinaus will, muss tief fallen können. Das gilt auch für das Wirtschaftswunderland Amerika. Im Moment sind die Amerikaner gerade dabei, sich den Gürtel wieder enger zu schnallen. Zehn Jahre sind sie stramm nach vorn marschiert. Wachstum, Jobs und Börsenboom. Mit der New Economy im Marschgepäck schien die Nation gut gewappnet und - nahezu immun gegenüber dem Auf und Ab des klassischen Konjunkturzyklus. Inzwischen sind die USA aufgewacht. Die Wachstumsdynamik lässt abrupt nach. Der Zyklus hat sich zurückgemeldet.

Jetzt rätselt die Fachwelt: Wie geht es weiter? Im Investment-Slang wird über einen kurzen, aber heftigen V-Rückschlag, einen längeren U-Einbruch und den ultimativen L-Absturz in japanische Verhältnisse spekuliert, wo die Rezession zum Dauerzustand geworden ist. Hinter den Wortspielen um die adäquate Zustandsbeschreibung des amerikanischen Patienten steckt die Frage nach der wahren Ursache der akuten Krise - und den Folgen. Immerhin geht es im Ernstfall darum, in einem neuen Konjunkturtal einen noch weitaus gefährlicheren Absturz zu vermeiden. Der Phase der Übertreibung folgt die Phase der Korrektur - stärker als erwartet. Wie lange der erste Rückschlag im Informationszeitalter dauern wird, ist unklar. Niemand weiß, wie stark der Korrekturbedarf tatsächlich ist. Zumindest aber kann sich die Hoffnung Alan Greenspan, der Meister der Geldpolitik, werde es schon richten, diesmal als trügerisch erweisen. Niedrigere Zinsen sind - Beispiel Japan - kein Allheilmittel. Zurzeit können sie wohl nur den Kollaps verhindern. Anleger und Konsumenten werden so lange nicht zu neuen Investments und Anschaffungen animiert, so lange der Konjunkturpessimismus überwiegt. Aber wer kann helfen? Wird die Finanzpolitik in die Bresche springen? Die geplanten Steuersenkungen könnten helfen. Doch auch das braucht seine Zeit.

Martina Ohm

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