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Wirtschaft: US-Konkurrent greift Schering an

Pharmaunternehmen Barr will Berlinern die Patente für die Verhütungspille Yasmin streitig machen

Berlin - Seit Mittwoch ist bekannt, wer Schering in den USA den Umsatz streitig macht: Der US-Pharmakonzern Barr Pharmaceuticals hat offiziell mitgeteilt, dass er den Patentschutz für die umsatzstarke Schering-Verhütungspille Yasmin angreifen will. Der Antrag für ein Nachahmermedikament sei schon im Januar gestellt worden. Bislang war nur bekannt, dass es einen neuen Konkurrenten auf dem Markt gibt. Schering gab sich trotzdem gelassen: „Wir haben einen starken Patentschutz und werden diesen auch verteidigen“, sagte ein Sprecher des Berliner Pharmaunternehmens am Mittwoch. Details zum weiteren Vorgehen nannte er nicht. „Wir haben noch Zeit.“

Dem Konzern bleiben nach der offiziellen Benachrichtigung 45 Tage, um Barr auf Patentverletzung zu verklagen. Mitte März hatte die amerikanische Zulassungsbehörde FDA lediglich mitgeteilt, dass ein Unternehmen in den USA die Zulassung eines Konkurrenzprodukts für Yasmin beantragt hat, ohne Details zu nennen. Die Antibaby-Pille Yasmin ist mit 429 Millionen Euro Umsatz (2004) das zweitwichtigste Schering-Produkt und einer der größten Hoffnungsträger des Unternehmens. Seit 2003 hat sich der Umsatz fast verdoppelt.

Während die Börse vor zwei Wochen noch mit deutlichen Kursabschlägen auf die Nachricht reagierte, gehörte die Schering-Aktie am Mittwoch zu den Gewinnern im Dax. Das Papier legte um knapp 0,6 Prozent auf 50,99 Euro zu.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass es über Yasmin zu einem Rechtsstreit zwischen Schering und Barr vor US-Gerichten kommen wird. „Das Gericht muss klären, wer die besseren Patente hat“, sagte Antje Laschewski von der Landesbank Baden-Württemberg. „Das bringt auf jeden Fall Unsicherheit für Schering.“ Wie der Streit ausgehen wird, ist schwer vorauszusagen. Nach Angaben von Schering läuft ein Patent von Yasmin noch bis 2020, ein weiteres ist nach Angaben der US-Zulassungsbehörde FDA noch bis 2013 gültig. Andererseits: Wenn Barr sich keine Chance ausrechnen würde, das Patent zu knacken, hätte das Unternehmen Schering kaum den Kampf angesagt.

In Anwaltskreisen heißt es, ein Patentstreit in den USA – der unter Pharmaunternehmen üblich ist – könnte bis zu einer erstinstanzlichen Entscheidung rund zwei Jahre dauern. Und erhebliche Kosten für beide Seiten verursachen. „Das würde monatelang sehr viele Anwälte beschäftigen“, hieß es. „Das kostet richtig viel Geld.“ In vergleichbaren Großprozessen beliefen sich die Kosten leicht auf eine Million Dollar – pro Monat.

Schering steht derzeit nicht nur wegen Yasmin unter Druck. In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass sich die Zulassung für das wichtige Krebsmedikament PTK/ZK um mindestens ein Jahr verzögert und das Mittel nicht vor 2008 auf den Markt kommt. Das Medikament gilt als potenzieller Blockbuster, von ihm erwartet das Unternehmen Spitzenumsätze von mehr als einer Million Euro. Hinter dieser Prognose steht jetzt ein großes Fragezeichen.

Maren Peters

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