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Wirtschaft: US-Notenbank erhöht Leitzins auf 2,5 Prozent Anhebung um 0,25 Prozentpunkte/Zinsschritt nach oben wird im Euroraum erst Ende des Jahres erwartet

Frankfurt am Main- Die US-Notenbank hat ihren Kurs der moderaten Zinserhöhungen am Mittwoch wie erwartet fortgesetzt. Sie erhöhte den Satz für Tagesgeld um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent.

Frankfurt am Main- Die US-Notenbank hat ihren Kurs der moderaten Zinserhöhungen am Mittwoch wie erwartet fortgesetzt. Sie erhöhte den Satz für Tagesgeld um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent. Ausschlaggebend war nach Einschätzung von Ökonomen die Tatsache, dass die US-Wirtschaft auf robustem Wachstumspfad ist und teurere Kredite in Kauf nehmen kann. Gleichzeitig sollen höhere Zinsen helfen, das Preisniveau in Schach zu halten. Während die Leitzinsen in den USA also weiter steigen, hält die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrem Leitzins von 2,0 Prozent fest. Der Satz gilt mittlerweile seit fast 20 Monaten. Volkswirte erwarten in absehbarer Zeit keine Zinsschritte vom EZB-Rat. Schon gar nicht nach unten. Nur Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank vertritt eine andere Meinung: Die EZB solle den Leitzins auf 1,5 Prozent senken. Da höhere Schulden zur Stimulierung der Konjunktur nicht möglich seien, müsse die Geldpolitik ihren Beitrag leisten, fordert Walter.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet weist ständig auf das historisch niedrige Zinsniveau und damit die günstigen Finanzierungsbedingungen für Investoren und Privatleute hin. Zum anderen schaut die EZB mit gewisser Skepsis auf das Geldmengenwachstum, das mit 6,4 Prozent zuletzt wieder stärker war als gewünscht. Auch die starke Kreditnachfrage aus dem privaten Bereich, vor allem für den Wohnungsbau, macht der EZB Sorgen. Von Ende 2003 bis Ende 2004 sind die Privatkredite um zehn Prozent geklettert, auf rund 300 Milliarden Euro oder 1000 Euro je Euroland-Bürger. Das wirkt tendenziell preistreibend. „Wir bleiben wachsam“, betont Trichet deshalb immer wieder.

In Frankfurt erwarten die EZB-Beobachter denn auch weiter keine zinspolitischen Aktivitäten. „Erst in einigen Monaten dürfte sich etwas tun“, glaubt Stephan Rieke von der BHF-Bank. Claudia Broyer von der Allianz/Dresdner Bank rechnet mit einer Zinserhöhung sogar erst im vierten Quartal. Karsten Junius von der Deka-Bank glaubt an zwei Zinsschritte von jeweils 25 Basispunkte im September und Dezember. Die Zurückhaltung der EZB gründet sich nach Ansicht der Volkswirte vor allem auf zwei Faktoren: Die schwächere konjunkturelle Entwicklung und die Entwicklung beim Euro-Wechselkurs gegenüber dem Dollar. Eine Zinsanhebung könnte den Euro noch teurer machen und damit das Export-Wachstum bremsen.

Andererseits hat sich die Lage bei den Preisen weiter entspannt. „Die Inflationsentwicklung sieht günstiger aus als noch im Dezember“, betont BHF-Volkswirt Rieke. Hauptgrund: Der Ölpreis und damit auch die Energiepreise sind abgerutscht. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, wie auch Trichet einräumt, dass die Inflationsrate in Euroland im Verlauf des Jahres wieder unter zwei Prozent sinken wird. Es gäbe derzeit auch keinen Hinweis, dass sich im Euroraum ein binnenwirtschaftlicher Preisdruck aufbaue, sagte Trichet Mitte Januar nach der letzten EZB-Ratssitzung. Grund sind auch die bescheidenen Lohnerhöhungen und die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Trotzdem wird die EZB nicht reagieren und die Zinsen senken. Das schließen Volkswirte in Frankfurt aus. In der EZB wehrt man sich ohnehin gegen den Vorwurf stur zu sein. „Wir sind nicht orthodox oder übervorsichtig. Das wäre dann der Fall, wenn wir die Preisstabilität bei 1,3 oder 1,0 Prozent gewahrt sähen“, sagt ein hochrangiger Vertreter der Notenbank.

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