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Wirtschaft: US-Notenbank senkt erneut die Leitzinsen

Die amerikanische Notenbank Fed hat am Dienstagabend erneut die Leitzinsen gesenkt. Der Offenmarktausschuss nahm in Washington den wichtigsten Zinssatz für Tagesgeld um 0,25 Prozentpunkte zurück.

Die amerikanische Notenbank Fed hat am Dienstagabend erneut die Leitzinsen gesenkt. Der Offenmarktausschuss nahm in Washington den wichtigsten Zinssatz für Tagesgeld um 0,25 Prozentpunkte zurück. Er liegt nun bei 1,75 Prozent und damit auf dem niedrigsten Niveau seit 1961. Fed-Präsident Alan Greenspan hat damit zum elften Mal seit Jahresbeginn den Preis für Zentralbank-Geld reduziert. Es gebe zwar erste Anzeichen für ein Ende der aktuellen Nachfrageschwäche, teilte die Fed mit. Trotzdem sei auf absehbare Zeit mit einer schwachen Wirtschaft zu rechnen. Beobachter deuteten dies als Zeichen dafür, dass die Fed weitere Zinssenkungen nicht ausschließt. Für Deutschland sagte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel unterdessen eine baldige Erholung der Konjunktur voraus.

Die Finanzmärkte reagierten mit nur leichten Aufschlägen auf die Entscheidung. Die Leitzins-Senkung hatten die meisten Experten erwart. Zuletzt war die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten auf 5,7 Prozent gestiegen, das bedeutet ein Sechs-Jahres-Hoch. Die US-Wirtschaft befindet sich nach offizieller Feststellung seit März in einer Rezession. Im dritten Quartal 2001 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt auf das Jahr hochgerechnet um 1,1 Prozent. Für das vierte Quartal erwarten die Experten noch schlechtere Werte. Einen Aufschwung soll es erst Mitte 2002 geben.

Ökonomen kommentierten die Zinssenkung mit gemischten Gefühlen. Zwar sei "jedes Mittel recht, um die konjunkturelle Wende zu schaffen", sagte Udo Ludwig, Konjunkturfachmann beim Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Jedoch müsse die US-Notenbank bei einer Erholung im kommenden Jahr die Zinsen rasch wieder anheben, um einen Anstieg der Inflation zu vermeiden. Rütger Teuscher von der DZ Bank in Frankfurt (Main) hingegen fürchtet, dass die Fed im Frühjahr eine sich abzeichnende Erholung womöglich abwürgen könnte, indem sie zur Zinserhöhung gezwungen sei.

Unterdessen prognostizierte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), dass Deutschland eine Konjunkturwende bevorsteht. Angesichts der jüngsten politischen und militärischen Entwicklung in Afghanistan werde es zum Jahresende einen Stimmungsaufschwung geben. Die Wirtschaft werde dann 2002 um 1,2 Prozent wachsen, nach 0,5 Prozent in diesem Jahr. Von Januar bis Ende März werde die Produktion allerdings nur mäßig zunehmen, erwartet das IfW. Dann aber würden die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Wirkung entfalten. "Die Lager werden erneut aufgefüllt, die Produktionskapazitäten wieder aufgestockt", heißt es im vorgelegten Bericht. "Gleichzeitig kommen mit der Erholung der Konjunktur in den Vereinigten Staaten und der Weltwirtschaft kraftvolle Impulse von der Auslandsnachfrage." Wegen sinkender Ölpreise werde auch die Teuerung nachlassen. Die Inflationsrate werde im kommenden Jahr 1,2 Prozent betragen nach 2,5 Prozent in diesem Jahr.

Vor dem Aufschwung wird die Zahl der Arbeitslosen aber deutlich ansteigen, und zwar auf 4,3 bis 4,4 Millionen, fürchtet DIW-Präsident Klaus Zimmermann. Er sehe auf absehbare Zeit keine Besserung, sagte er am Montagabend in Berlin. Eine Besserung auf dem Arbeitsmarkt sei erst Anfang 2003 zu erwarten. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt werde vermutlich im vierten Quartal kräftiger als zunächst erwartet sinken. Anders als das IfW erwartet Zimmermann 2002 ein Wachstum von deutlich unter einem Prozent. Erst Mitte nächsten Jahres werden werde die Talsohle erreicht sein.

Derzeit ist die Stimmung bei den europäischen Unternehmern und Verbrauchern schlecht. Wie eine Umfrage des Handelsblatts ergab, hat sich der Stimmungsabfall zuletzt allerdings deutlich verlangsamt.

brö, HB

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