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Wirtschaft: US-Rüstungskonzern nimmt Kurs auf HDW

Brüssel/New York (sce/tor/HB). Die Mehrheitsbeteiligung des amerikanischen Finanzinvestors One Equity Partners (OEP) an der Kieler Marinewerft HDW ist offenbar eine verdeckte Übernahme durch General Dynamics.

Brüssel/New York (sce/tor/HB). Die Mehrheitsbeteiligung des amerikanischen Finanzinvestors One Equity Partners (OEP) an der Kieler Marinewerft HDW ist offenbar eine verdeckte Übernahme durch General Dynamics. Das Bonner Bundeskartellamt hat inzwischen in einem Schreiben an EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti vor einem Einstieg des US-Rüstungskonzerns bei HDW durch die Hintertür gewarnt. Dies erfuhr das Handelsblatt in Brüsseler Kommissionskreisen.

Eine indirekte Beteiligung wäre hochbrisant. Denn seit langem interessieren sich gleich mehrere US-amerikanische Rüstungsriesen für den von HDW entwickelten, weltweit einmaligen Brennstoffzellenantrieb. Dank dieser Antriebsart sind die U-Boote von HDW nur schwer zu orten.

In ihrem Brief weist die deutsche Wettbewerbsbehörde nun auf enge Personalverflechtungen zwischen OEP und dem amerikanischen Rüstungsunternehmen hin. Stein des Anstoßes: Der Chicagoer Finanzmagnat James Crown hält nicht nur Anteile an der OEP-Muttergesellschaft Bank One, sondern gleichzeitig auch 11 Prozent der General-Dynamics-Aktien. In beiden Unternehmen sitzt Crown in den Führungsgremien.

Die Übernahme von 75 Prozent der HDW-Aktien durch die amerikanische Investorengruppe war im März besiegelt worden. Doch der Deal steht noch unter dem Vorbehalt der EU-Wettbewerbshüter, die den Fall bislang allerdings als problemlos einstuften.

„OEP bringt als lupenreiner Finanzinvestor keine zusätzliche Marktmacht in das deutsche Unternehmen ein“, hieß es vergangene Woche aus dem Umfeld von EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti.

Doch das Warnschreiben aus Bonn hat Montis Dienststellen alarmiert. In Brüssel hieß es, der Wettbewerbskommissar wolle das Verfahren nun um vier Monate verlängern. Die von den deutschen Behörden aufgeworfenen wettbewerbsrechtlichen und rüstungspolitischen Probleme seien zunächst eingehend zu untersuchen. Ursprünglich war geplant, die Genehmigung im Mai dieses Jahres zu erteilen.

Bis jetzt hatten sowohl HDW-Vorstandschef Klaus Lederer als auch Verteidigungsminister Rudolf Scharping öffentlich versichert, ein Abfluss hochbrisanter deutscher Rüstungstechnologie in die Vereinigten Staaten sei ausgeschlossen. Denn die Verträge mit den bisherigen HDW-Anteilseignern, den Unternehmen Babcock Borsig und Preussag, räumen deutschen Unternehmen langfristige Rückkauf- und Andienungsrechte ein. Inzwischen aber warnt die Europäische Kommission vor dem Geschäft: Die Möglichkeit, dass die amerikanischen Kapitalgeber ihre HDW-Aktien gar nicht weiterverkaufen wollen, sondern ihre Beteiligung treuhänderisch zu Gunsten von General Dynamics nutzen, sei in Deutschland „offenbar nie erörtert worden".

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