zum Hauptinhalt

Wirtschaft: US-Wirtschaft legt eine Wachstumspause ein

Regierung korrigiert Plus des Bruttoinlandsprodukts auf 2,8 Prozent nach unten / Entspannung beim Öl

Berlin/Wien Das Wachstum der US-Wirtschaft hat sich im zweiten Quartal 2004 stärker abgeschwächt als zunächst vermutet. Zwischen April und Ende Juni legte das Bruttoinlandsprodukt nur um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Handelsministerium in Washington am Freitag mitteilte. Eine erste Schätzung hatte die Wirtschaftsleistung auf 3,0 Prozent taxiert. Derweil ging der Ölpreis weiter leicht zurück. An den Börsen war die Entwicklung erwartet worden, daher gab es kaum Kursreaktionen.

Im ersten Quartal war die US-Wirtschaft, die größte der Welt, noch mit einer Rate von 4,5 Prozent gewachsen. Im zweiten Quartal fiel das Plus nun so schwach aus wie seit Anfang vergangenen Jahres nicht mehr. Schuld daran ist zum einen der überraschend schwache Konsum der Amerikaner. Er hängt zusammen mit der mäßigen Entwicklung am Arbeitsmarkt in den Monaten Juni und Juli. Zudem hatten die Verbraucher beim Einkauf verstärkt zu Waren aus dem Ausland gegriffen. Deshalb hatte die Handelsbilanz – der Saldo von Export und Import – im zweiten Quartal ein Defizit von 164 Milliarden Euro aufgewiesen, das ist mehr als die Wirtschaftsleistung Dänemarks. Die mäßige Stimmung der Verbraucher belegt auch eine Umfrage zu ihrer Stimmung von der Universität Michigan. Sie ergab am Freitag einen leicht von 96,7 auf 95,9 Punkten gesunkenen Index.

„Wir wissen noch nicht, ob die US-Wirtschaft in einer vorübergehenden Schwächephase steckt oder sich die Konjunktur dauerhaft abkühlt“, sagte Patrick Franke von der Commerzbank in Frankfurt am Main. Das ist auch vor dem Hintergrund des Wahlkampfs in den USA wichtig – auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen am 2. November werden die Wirtschaftsdaten einen entscheidenden Einfluss haben. Daneben könnte eine Abkühlung in den USA auch bremsende Effekte für Deutschland haben, prognostizierte Franke. Für dieses Jahr rechnet er dennoch mit einem BIP-Wachstum in den USA von 4,25 Prozent.

Ein anderer bremsender Faktor für den Konsum der Amerikaner war der lange Zeit hohe Ölpreis. Nach der Beruhigung der Kämpfe um Nadschaf im Irak hat der Preis deutlich nachgegeben. Der Präsident der Förderorganisation Opec, Purnomo Yusgiantoro, hatte in Jakarta zudem gesagt, sein Verband werde alles tun, um einen weiteren Anstieg zu verhindern und den Abwärtskurs zu unterstützen. Wie das Opec-Sekretariat mitteilte, sank der Durchschnittspreis für ein Barrel (159 Liter) sieben wichtiger Rohölsorten am Vortag erstmals seit zwei Wochen wieder unter 40 Dollar. Er wurde mit 39,02 Dollar angegeben. In New York stieg der US-Ölpreis zwar nach dem fünftägigen, scharfen Abwärtstrend am Freitag zwischenzeitlich wieder auf 43,48 Dollar, doch rechneten Beobachter in den nächsten Tagen mit weiteren Abschlägen bis in die Nähe von 40 Dollar. brö/dpa

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false