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USA: Die Bosse bleiben lieber zu Hause

Die New Yorker Autoschau im Schatten der Finanzkrise. Auch deutsche Autohersteller könnten unter der Marktschwäche leiden.

Curtis Jackson wirbt auf der New Yorker Autoausstellung für drei neue Modelle von General Motors (GM). Doch das Gerappel des als „50 Cent“ bekannten schwarzen Rappers und die Party-Stimmung im Jacob Javits Convention Center können nicht verbergen, dass dem US-Fahrzeugmarkt ein scharfer Einbruch droht. Mit Folgen auch für die deutschen Hersteller.

Die bis Freitag laufende Show ist die wichtigste Autoausstellung an der Ostküste und die letzte der Saison nach Detroit im Januar und Los Angeles im November. GMs Vizevorsitzender und Entwicklungschef Robert Lutz hat „50 Cent“ engagiert, um den neuen Geländewagen Pontiac GA Sport in Volksnähe zu bringen. Die Finanzkrise und das sinkende Verbrauchervertrauen werfen jedoch dieses Jahr eine langen Schatten über die drei Ausstellungsetagen des Convention Center am Hudson River. Mehr als eine Million Besucher erwartet die Händlervereinigung Greater New York Automobile Dealers Association. Rund tausend Pkws und SUVs sind hier zu sehen. Wer aber wird angesichts der drohenden Rezession in den USA überhaupt ein neues Auto kaufen wollen?

Die jüngsten Zahlen verheißen nichts Gutes. Einer Studie der Firma J.D. Power & Associates zufolge wird der Absatz von Pkw und leichter Lkw auf dem US-Markt dieses Jahr auf 14,94 Millionen Stück sinken. Das wären mehr als eine Million weniger als im vergangenen Jahr und der tiefste Stand seit 1994. Kein Wunder, dass sich auf den Pressekonferenzen kaum einer der Bosse aus den Konzernspitzen in New York sehen ließ. „Die Stimmung ist dieses Jahr sehr bedrückt”, stellt PR-Berater Barry Toepke fest. „Alle laufen herum, als hätte man ihnen ein Lächeln aufs Gesicht geschminkt.“ Bis Ende Februar ist der US-Absatz gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode um 5,4 Prozent gesunken. Die steigende Arbeitslosigkeit und die Krise im Immobiliensektor werden die Lage voraussichtlich weiter verschlechtern.

Robert Nardelli, Vorstandschef der neuen Chrysler LLC, teilt deswegen nicht den Optimismus seiner Kollegen bei GM und Ford, die für die zweite Jahreshälfte eine Besserung voraussagen. Nardelli war der Hauptredner auf der Pressekonferenz zu Beginn der Messe. Chrysler werde die Produktion zurückfahren und die Kosten weiter senken müssen, kündigte er an. Von der positiven Absatzprognose für das zweite Halbjahr halte er nichts. Nardelli: „Wir müssen der Realität ins Auge schauen.“ GM dagegen vertraut darauf, dass Präsident Bushs Konjunkturprogramm den Absatz fördern wird. Der amerikanische Branchenführer prognostiziert 16,1 Million verkaufter Autos, das wären etwa so viel wie im vergangenen Jahr, und Ford geht von 15,7 Millionen Stück aus.

Auch die deutschen Autobauer dürften unter der Marktschwäche leiden. Sollte der Rückgang des US-Marktes die deutschen Autohersteller im gleichen Verhältnis treffen wie alle anderen auch, so würden im Jahr 2008 gut 65 000 deutsche Fabrikate weniger verkauft, schätzt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. Er senkte seine Absatzprognose für den US-Markt von 15,7 Millionen auf nur noch 14,9 Millionen.

Wie bei früheren Absatzflauten setzen die Hersteller auf Verkaufsförderungsprogramme. Sie bieten Bargeldrabatte und niedrige Zinsen bei Autokrediten an. Die Rabatte betragen dieses Jahr im Schnitt 2500 Dollar pro Auto. BMW’s Amerika-Chef Tom Purves warb bei Pressevertretern um positive Berichterstattung. „Wir stehen vor einem schwierigen Jahr, deshalb brauchen wir jede Hilfe, die wie bekommen können.“

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