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Alt genug für die Rente. Ingvar Kamprad zieht sich mit 87 Jahren langsam zurück.

© dpa

Vater und Sohn: Ikea-Gründer Ingvar übergibt ein bisschen an Mathias

So ist das mit dem Erbe: Kaum hat man es, muss man es schon wieder verteidigen. Im Fall von Mathias Kamprad sogar gegen den eigentlichen Vererber.

Eigentlich soll der 44-Jährige Mathias Kamprad der neue starke Mann bei Ikea werden. So hat es sein Vater Ingvar, mittlerweile 87 Jahre alt, beschlossen. So ganz aber traut der Senior dem Junior das Erbe wohl doch nicht zu. Er werde jedenfalls künftig nicht die Füße hochlegen, sagte Kamprad Senior am Mittwoch mit Blick auf seine Nachfolgeregelung: „Das heißt nicht, dass ich nicht mehr arbeiten werde.“ Der Wechsel an der Spitze des Ikea-Imperiums hatte sich angedeutet. Schon Anfang des Jahres hatte es Gerüchte über den Generationswechsel gegeben. Damals ließ Kamprad allerdings noch dementieren, wenngleich die meisten seiner engsten Mitarbeiter bereits wussten, dass der Alte sich schrittweise zurückziehen wird. Nun ist also dieser Schritt formal vollzogen: Kamprad Senior gibt den Vorsitz der Inter Ikea Group an seinen Sohn Mathias ab.

Die Inter Ikea Group ist die Schaltzentrale, aus der die weltweit mehr als 300 Möbelhäuser in über 40 Ländern und knapp 30 Milliarden Euro Jahresumsatz gesteuert werden. Mathias, der konzernintern als der kreative Kopf der drei Kamprad-Söhne gilt, übernimmt jetzt das Ruder. So ganz allein wird er aber auch künftig nicht steuern dürfen, denn die Inter Ikea Group gehört der in Luxemburg ansässigen Interogo Stiftung, wo Vater Ingvar weiterhin die Fäden zieht. Auf Kommentare und „gute Ratschläge“ wie sich der Konzern weiterentwickeln soll, wird sich die Ikea-Führungsspitze also auch weiterhin einstellen müssen.

Mathias Kamprad, der wie seine beiden Brüder Peter (49) und Jonas (47) in verschiedenen Positionen im Konzern gearbeitet hat, war schon immer der Sohn, dem Vater Ingvar am ehesten eine Führungsrolle zugetraut hat. „Die Hauptherausforderung wird für mich sein, das Ikea-Konzept für lange Zeit zu erhalten“, gab sich der neue Boss am Mittwoch bescheiden. Die zurückhaltende Art hat er von seinem Vater. Obwohl Ingvar Kamprad mit einem Vermögen von rund 40 Milliarden Euro zu den reichsten Menschen der Welt zählt, lebt er zurückgezogen in der Schweiz. Wie der Vater, so auch die Söhne. Keiner von ihnen stand bislang im Rampenlicht, und das wird sich vermutlich auch nicht ändern.

Früh hatte Vater Kamprad seine Sprösslinge ins Unternehmen eingeführt. Peter ist Chef von Ikano, jenem Konzernzweig, in dem die Immobilienverwaltung und das Banken- und Versicherungsgeschäft zusammengefasst ist. Jonas Kamprad sitzt in der Führungsetage der Ingka Holding, der Muttergesellschaft von Ikea. „Auch wenn ich heute meinen Söhnen vertraue, weiß ich nicht, ob ich ihnen auch künftig vertrauen kann“, erklärte der Vater vor einigen Jahren.

Nun traut er also Mathias. Der wird sich künftig um die Expansion des Konzerns kümmern müssen. Ganz oben auf der Tagesordnung steht der riesige indische Markt, wo Ikea kürzlich die Genehmigung für die Etablierung mehrerer Möbelhäuser erhalten hat. Einen Gang an die Börse wird es aber auch unter Mathias nicht geben. Das machte er gestern klar. „Die Gruppe will finanziell unabhängig bleiben“, erklärte er.

Ingvar Kamprad, dieser manchmal kauzige Unternehmer mit ausgebeulten Hosen und durchgescheuertem Sakko, kokettiert oft und gern mit seiner Sparsamkeit. Die Anekdötchen vom Firmenboss, der immer nur Holzklasse fliegt und den Pensionärsrabatt in der U-Bahn ausnutzt, sind vielfältig. Über den Lebensstil von Mathias ist nichts bekannt, doch man darf annehmen, dass auch er sich keine Extravaganzen leisten darf, solang Vater Ingvar noch im Hintergrund agiert. HB

Helmut Steuer[Stockholm]

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