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Wirtschaft: Vattenfall baut erstes CO2-freies Kohlekraftwerk

Millioneninvestition in Schwarze Pumpe

Berlin - Kohlekraftwerke gelten als Klimakiller ersten Ranges. Das soll sich ändern. Am Donnerstag kündigte der Energiekonzern Vattenfall Europe in Berlin an, im brandenburgischen Schwarze Pumpe das weltweit erste Braunkohlekraftwerk zu bauen, bei dem das schädliche Kohlendioxid (CO2) herausgefiltert wird. 40 Millionen Euro will der Konzern in das Pilotprojekt investieren, sagte Lars Josefsson, Aufsichtsratsvorsitzender von Vattenfall Europe. „Der Klimawandel ist eine Realität, der wir uns stellen müssen.“ Es sei wichtig, dass die Industrie ihre Verantwortung begreife. „Das kann sie nicht allein der Politik und den Nichtregierungsorganisationen überlassen.“

Vattenfall Europe – Tochter des schwedischen Vattenfall-Konzerns – ist einer der größten Stromproduzenten in Deutschland und betreibt unter anderem eine Reihe von Braunkohlekraftwerken in Ostdeutschland. Auch der Berliner Versorger Bewag gehört zu Vattenfall.

Der weltweite Temperaturanstieg wird von Wissenschaftler vor allem auf die steigende Konzentration von CO2 in der Atmosphäre zurückgeführt. Neben dem Straßenverkehr sind Kraftwerke, die mit fossilen Brennstoffen wie Kohle befeuert werden, die Hauptquelle für CO2. „Und fossile Energieträger sind nicht einfach zu ersetzen“, sagte Josefsson. Das gelte auch für die nächsten 50 oder 100 Jahre. Einzige regenerative – und damit CO2-freie – Energiequelle von spürbarem Gewicht bei der weltweiten Versorgung sei heute die Wasserkraft. „Außerdem ist beim Klimawandel nicht die Kohle das Problem, sondern es sind die Treibhausgase.“

Natürlich entstehe bei der Verbrennung von Kohle weiterhin CO2. „Wir betreiben keine Zauberei“, sagte Josefsson. Aber jetzt wolle man in einer Pilotanlage das durchführen, was bisher nur im Labor geschafft wurde – CO2 erst gar nicht in die Atmosphäre gelangen zu lassen. Statt dessen wird das CO2 aufgefangen, verflüssigt und in unterirdische Speicher wie ehemalige Ölvorkommen verbracht. Das könne per Pipeline oder Tanker geschehen, sagte Josefsson. Das CO2 werde außerdem nicht aus den Abgasen herausgefiltert, sondern durch ein besonderes Verfahren wird dafür gesorgt, dass bei der Kohleverbrennung nur CO2 und Wasser entstehen.

Das Pilotprojekt in Schwarze Pumpe, solle die Wirtschaftlichkeit der Technik nachweisen, sagte Josefsson. „Wir wollen in der Anlage nicht Strom, sondern Erkenntnisse gewinnen.“ Das Kraftwerk, das 2008 in Betrieb genommen werden soll, ist mit 13 Megawatt klein. Bei Erfolg soll es ein mit 250 Megawatt wesentlich größeres Demo-Kraftwerk geben. Der kommerzielle Einsatz der neuen Technik soll ab 2015 bis 2020 erfolgen.

Das Abfangen von CO2 ist nicht billig. Nach weiteren technischen Fortschritten rechnet Vattenfall mit Kosten von etwa 20 Euro je Tonne. Mit der Einführung des Emissionshandels in der Europäischen Union in diesem Jahr ist es aber für Unternehmen nicht mehr kostenlos, CO2 in die Luft zu blasen. Je teurer die entsprechenden Zertifikate werden, desto eher lohnt es sich, CO2 zu vermeiden.

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