zum Hauptinhalt

Vattenfall: Grüne kritisieren Strompreiserhöhung als "reine Abzocke"

Der Berliner Grünen üben scharfe Kritik an den Plänen des Stromriesen, seine Preise zum Jahreswechsel um neun Prozent zu erhöhen. Für die Verbraucher würde sich der Wechsel zu Ökostrom jetzt lohnen.

Der Konzern wolle seine Berliner Kunden "schröpfen, um seinen Gewinn zu erhöhen", sagte Vizefraktionschef und Energieexperte Michael Schäfer am Mittwoch. Er rief die Verbraucher auf, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln.

Wie der Tagesspiegel bereits berichtete will der Energiekonzern Vattenfall zum Jahreswechsel seine Tarife um etwa neun Prozent erhöhen. Für einen durchschnittlichen Berliner Haushalt mit 2300 Kilowattstunden Jahresverbrauch würde das beim Standardtarif "Berlin Basis" rund 50 Euro mehr pro Jahr bedeuten. Eine Familie mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch müsste etwa 80 bis 90 Euro mehr zahlen. Letzte Details der Tarife werden zurzeit im Vattenfall-Konzern abgestimmt und sollen voraussichtlich Ende dieser Woche bekanntgegeben werden. Da der monatliche Grundpreis offenbar konstant bleiben soll und nur der Verbrauchspreis steigt, wird der Strom mit steigendem Verbrauch überproportional teurer.

Vattenfall hat in Berlin knapp 80 Prozent Marktanteil. In seinem Kundenmagazin "Energie live" hatte das Unternehmen den anstehenden Preissprung vor einigen Tagen bereits angedeutet. Zur Begründung wurde auf die Umlage verwiesen, mit der gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) der Ausbau der Ökostromerzeugung gefördert wird. Mit derselben Begründung hatte Vattenfall bereits zu Beginn dieses Jahres seine Preise um etwa sechs Prozent erhöht. Zum Jahresbeginn 2011 steigt die EEG-Umlage erneut, diesmal um 1,483 Cent pro Kilowattstunde zuzüglich Mehrwertsteuer.

Vattenfalls Begründung, der Ökostrom sei schuld an der Preiserhöhung, sei „ein Beitrag zu den Märchentagen“, sagte Schäfer. Erstens könnte der Konzern die Steigerung der Umlage „ohne seine überzogenen Gewinnerwartungen locker wegstecken“. Zweitens gehe die Preiserhöhung deutlich über den Anstieg der Umlage hinaus.

Das unabhängige Vergleichsportal Verivox empfiehlt, beim Anbieterwechsel gezielt nach Ökostromtarifen zu suchen, zumal diese teilweise günstiger seien als konventioneller Strom. Bundesweit wurden bereits 113 angekündigte Strompreiserhöhungen zum Januar 2011 registriert. Im Schnitt verlangen die Anbieter 7,4 Prozent mehr. Dass die Preise in Berlin prozentual noch stärker steigen, liegt auch daran, dass sie absolut bisher relativ günstig sind: Verivox nennt als Durchschnittspreis für Berlin zurzeit 843 Euro gegenüber 923 Euro im bundesweiten Mittel, jeweils bei 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch. "Die günstigen Berliner Tarife sind dem besonders hart umkämpften Markt zu verdanken", sagte Verivox-Sprecherin Dagmar Ginzel.

Auch viele konzernunabhängige Stromanbieter erhöhen zum Jahreswechsel die Preise, allerdings meist in geringerem Ausmaß. Lichtblick, mit knapp einer halben Million Kunden Deutschlands größter unabhängiger Anbieter von Ökostrom, gibt exakt die gesetzlich geregelten Mehrkosten von insgesamt 1,65 Cent pro Kilowattstunde an seine Kunden weiter.

Laut einer Prognose der Netzbetreiber sind für 2012 keine vergleichbar steigenden Ökostromumlagen zu erwarten - vor allem wegen der gekürzten Solarstromförderung.

"Mit Vorauskasse und Kaution sollte man vorsichtig sein", sagte Ginzel: Sollte ein Anbieter pleitegehen, ist das Geld weg. Allerdings betrifft diese Warnung kaum die vier großen Konzerne Vattenfall, Eon, RWE und EnBW, die seit Jahren Milliardengewinne einfahren. Ein Wechsel lohnt auch, weil viele Anbieter mit einem Bonus um Neukunden werben. Der Kunde muss für den Wechsel nur ein Formular ausfüllen. Die Gefahr, im Dunkeln zu sitzen, besteht nicht. (mit dapd)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false