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Wirtschaft: Vattenfall hat ein Deutschland-Problem

Gewinn des schwedischen Energiekonzerns halbiert sich / Pannen-Akw nicht vor Sommer am Netz

Berlin - Vattenfall-Chef Øystein Løseth eröffnete die Telefonkonferenz zur Jahresbilanz 2010 mit dem Wetterbericht: „Hier in Stockholm haben wir minus vier bis minus fünf Grad. Ein Schneesturm zieht auf. Der Winter ist also noch nicht vorbei“, erklärte er am Donnerstag den Analysten und Journalisten, die zugeschaltet waren. Man könnte den Exkurs als Methapher für die Lage des Energiekonzerns deuten.

Vor allem die Tochtergesellschaft Vattenfall Europe, die von Berlin aus das Geschäft für Deutschland und Polen steuert, hat für das vergangene Jahr relativ schlechte Ergebnisse an die Zentrale des Staatskonzerns gemeldet. So halbierte sich der operative Gewinn hierzulande und in Polen innerhalb eines Jahres von 18,9 auf 9,5 Milliarden Kronen (1,08 Milliarden Euro). Im Gesamtkonzern, der das Geschäft in Skandinavien, Großbritannien und den Benelux-Ländern einschließt, sank der Gewinn nur leicht um zwei Prozent auf 13,2 Milliarden Kronen (1,5 Milliarden Euro).

Das schlechte Abschneiden der Berliner Tochter geht zum Teil auf Sondereffekte zurück – vor allem auf den Verkauf des Stromübertragungsnetzes in Ostdeutschland und Hamburg (50 Hertz Transmission) an ein belgisch-australisches Konsortium im Mai. Vattenfall musste für dieses Geschäft einen Verlust von 5,1 Milliarden Kronen (578 Millionen Euro) verbuchen, da das Netz mit einem höheren Wert in den Büchern stand.

Stockholm wird der Berliner Gesellschaft aber nicht die ganze Schuld für das Ergebnis zuschieben können. Die schwedische Regierung hatte seit 2009 auf einen Strategiewechsel gedrängt: Gefordert wurden weniger Kohlestrom, mehr Erneuerbare und Konzentration aufs Kerngeschäft. In dem Kontext hat der neue Chef Løseth Minderheitsbeteiligungen verkauft, darunter die an den Stadtwerken Kassel und dem Kohlekraftwerk in Rostock. Vielleicht war das zu früh angesichts der Zurückhaltung von Investoren im vergangenen Jahr.

Generell entwickelte sich der Markt in Deutschland für Vattenfall ungünstiger als in der Heimat. Während die Preise an den Strombörsen in Skandinavien im vergangenen Jahr um gut 50 Prozent stiegen, legten sie in Deutschland nur um 14 Prozent zu. Am stärksten aber manifestiert sich Vattenfalls Deutschland-Problem in den beiden Kernkraftwerken, die der Konzern hierzulande betreibt: Krümmel an der Unterelbe war seit Juni 2007 gerade mal zwei Wochen am Netz und schmälerte den Gewinn gemeinsam mit dem Meiler in Brunsbüttel an der Elbmündung im vergangenen Jahr um 445 Millionen Euro. Im Zuge der Laufzeitverlängerung, die die Bundesregierung den deutschen Akw gewährt, dürfte Krümmel 14 Jahre länger laufen, Brunsbüttel acht. In dem Fall müsste Vattenfall aber insgesamt 165 Millionen Euro Brennstoffsteuer im Jahr zahlen.

Løseth bestätigte jetzt, dass er mit dem deutschen Konkurrenten Eon über die Bedingungen verhandelt, zu denen Eon die beiden Anlagen betreiben könnte, an denen Eon auch Anteile hält. Sein Unternehmen wolle aber Mehrheitseigentümer bleiben, stellte er klar. Die Gespräche sollen im Sommer abgeschlossen sein. Vorher würden Krümmel und Brunsbüttel nicht ans Netz gehen, erklärte Løseth.

Alles in allem bezeichnete der Norweger die Aussichten für das laufende Jahr als „anhaltende Herausforderung mit starkem Ertragsdruck und schwachem Wachstum der Nachfrage“. Frostige Aussichten für den schwedischen Staat.

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