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Wirtschaft: Vattenfall stellt mehr als 1000 Mitarbeiter ein

Belegschaft des Energiekonzerns soll jünger werden

Cottbus - Der Energiekonzern Vattenfall Europe will sich deutlich verjüngen. Bei der Kraftwerks- und Bergbautochter Mining & Generation sollen rund 1000 Mitarbeiter ein Angebot zur Altersteilzeit erhalten. Darauf habe sich das Unternehmen mit den Arbeitnehmervertretern verständigt, sagte Personalvorstand Hermann Borghorst am Montag in Cottbus. Die frei werdenden Stellen sollen mit jungen Fachkräften besetzt werden. Der Generationenwechsel soll im kommenden Jahr beginnen und bis 2014 abgeschlossen sein. Wegen mehrerer Investitionsvorhaben soll die Mitarbeiterzahl insgesamt sogar steigen.

Vattenfall Europe ist mit rund 20 000 Mitarbeitern der größte private Arbeitgeber in Ostdeutschland. Das Unternehmen, das aus der Berliner Bewag, der Hamburger HEW und den ostdeutschen Energieunternehmen Veag und Laubag hervorgegangen ist, hat seinen Sitz in Berlin. Bei der Tochter Mining & Generation mit Sitz in Cottbus sind 7 930 Menschen beschäftigt.

Diese Mitarbeiter sind Vattenfall jedoch zu alt, mehr als ein Viertel ist über 50. „Wenn wir jetzt nicht reagieren, haben wir spätestens in acht Jahren ein Problem“, sagte Borghorst. Der notwendige Personalaustausch soll deshalb auf die Jahre vor 2014 vorgezogen werden. Daneben erhöht Mining & Generation auch die Zahl der Lehrlinge: Ursprünglich waren für dieses Jahr 180 Ausbildungsverträge geplant, nun sollen es 220 werden.

Aber auch ohne den Generationenwechsel will Vattenfall neue Mitarbeiter einstellen. „Die Investitionen in die neuen Kraftwerke Boxberg (Sachsen) und Moorburg (Hamburg) bringen einen zusätzlichen Personalbedarf mit sich“, sagte Borghorst. Insgesamt gehe es um 270 Arbeitsplätze. In der Vergangenheit hatte Vattenfall aufgrund der Fusionsgeschichte des Unternehmens noch massiv Personal abgebaut. „Diese Phase ist nun abgeschlossen“, erklärte Borghorst.

Vattenfall erzeugt drei Viertel seines Stroms aus Braunkohle. Um diesen Anteil weiter aufrechtzuerhalten, will das Unternehmen den ruhenden Tagebau im sächsischen Reichwalde ab 2010 wieder in Betrieb nehmen. Hier sollen jährlich 14 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden. Die bestehenden vier Tagebaue brachten Vattenfall im vergangenen Jahr 59 Millionen Tonnen Braunkohle.

Doch auch diese Fördergebiete sollen weiter wachsen. Bergbauvorstand Hartmuth Zeiß nannte Welzow-Süd bei Cottbus und das sächsische Nochten als die „Zukunftsfelder der langfristigen Tagebauentwicklung“. Die erforderlichen Genehmigungsverfahren würden derzeit eingeleitet, bis 2015 sollen sie abgeschlossen sein. Die Umsiedlung der Gemeinden Trebendorf und Schleife werde zusammen mit den Bürgern vorbereitet.

Nach der Braunkohle ist die Kernkraft mit rund 15 Prozent die zweitwichtigste Energiequelle für Vattenfall. Das Unternehmen ist an den Kraftwerken Brunsbüttel, Krümmel, Brokdorf und Stade beteiligt, wobei Stade 2003 vom Netz ging. Laut Atomausstieg müsste in der laufenden Legislaturperiode auch Brunsbüttel abgeschaltet werden. Dagegen versucht sich Vattenfall jedoch zu wehren. „Wir prüfen alle Möglichkeiten, die das Atomgesetz bietet“, sagte der Vorstandssprecher von Mining & Generation, Reinhardt Hassa. Dazu gehöre auch ein so genannter Ringtausch: Dabei sollen Reststrommengen von Kraftwerken anderer Betreiber auf Brunsbüttel übertragen werden. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hält ein solches Vorgehen jedoch für rechtswidrig.

An der gesamten deutschen Stromerzeugung hat Vattenfall einen Anteil von 16 Prozent. Das Unternehmen verkauft seine Energie im Großhandel, so an der Energiebörse EEX. Vertriebstöchter wie die ehemalige Bewag müssen ihren Strom dort besorgen.

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