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Wirtschaft: Vattenfall verliert Kunden an Nuon

Stromanbieter will trotz Gewinnsprungs Preise nicht senken / Über 10 000 Haushalte haben gewechselt

Berlin - Der Energiekonzern Vattenfall hat in Berlin mindestens 10 000 Kunden an den Wettbewerber Nuon verloren. „Es geht um deutlich weniger als ein Prozent unserer Kunden“, sagte Vattenfall- Vertriebsvorstand Hans-Jürgen Cramer am Montag bei der Vorlage der Bilanz. Bei zwei Millionen Verbrauchern entspricht dies weniger als 20 000 Kunden. Auf Nachfrage des Tagesspiegels räumte Cramer jedoch ein, dass Nuon auf jeden Fall eine fünfstellige Zahl an Kunden von Vattenfall abgeworben habe. An Preissenkungen denkt Vattenfall trotz der Abwanderungen und trotz einer Verdopplung seines Gewinns im vergangenen Jahr nicht.

Nuon selbst gibt keine Kundenzahlen bekannt. Der niederländische Stromkonzern ist seit Januar auf dem Berliner Markt aktiv und wirbt offensiv mit seinem „lekker Strom“. Vor allem für Single-Haushalte kann sich ein Wechsel zu Nuon finanziell lohnen. „Wir nehmen den Wettbewerb sehr ernst“, sagte Cramer. Pro Jahr würden rund 150 000 Menschen in Berlin ihre Wohnung wechseln – und damit oft auch den Stromanbieter. Gleichwohl sei Vattenfall gut aufgestellt, sagte Cramer: „Der überwiegende Teil der Berliner bleibt uns treu.“

Vattenfall hatte zum 1. Mai seine Strompreise um durchschnittlich 5,2 Prozent erhöht. Für Familien mit größerem Verbrauch fiel die Teuerung zum Teil deutlich höher aus. Begründet hat das Unternehmen die neuen Tarife mit den stark gestiegenen Strompreisen an der Energiebörse. Allerdings erzeugt Vattenfall auch selbst Strom – und profitiert deshalb von den hohen Börsenpreisen. So stieg der deutschlandweite Umsatz im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Und das, obwohl die verkaufte Strommenge mit 82 Terawattstunden fast unverändert geblieben ist. Das Ergebnis vor Steuern hat sich mit 1,1 Milliarden Euro sogar mehr als verdoppelt.

An die schwedische Mutter, den Staatskonzern Vattenfall AB, sollen trotzdem nur 73 Millionen Euro Dividende ausgezahlt werden. „Das Geld, das wir in Deutschland verdienen, wollen wir auch hier investieren“, sagte Konzernchef Klaus Rauscher. „Es geht nicht direkt an das schwedische Königshaus.“ Rauscher bestätigte das bisher geplante Investitionsprogramm von fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2012. Demnach soll auch in Berlin ein neues Kraftwerk gebaut werden. Dabei gehe es entweder um ein 500-Megawatt-Gaskraftwerk oder ein 800-Megawatt-Steinkohlekraftwerk. Die Inbetriebnahme soll nach 2012 erfolgen. Überregional setzt Vattenfall („Wasserfall“) vor allem auf Braunkohle (siehe Grafik). Daran will Rauscher auch in Zukunft festhalten. „Braunkohle ist als heimischer und langfristig verfügbarer Energieträger unverzichtbar.“

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