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Windige Pläne. Statt auf dreckige Kohle setzt der Energiekonzern Vattenfall künftig auf erneuerbare Energien – und auf die Kernkraft. Foto: Rainer Weisflog

© Weisflog

Vattenfall wird grün: Das heißt weniger Kohle und mehr Atom

Vattenfall muss sparen und will grüner werden. In den kommenden zehn Jahren will Vattenfall seinen CO2-Ausstoß um 25 Millionen Tonnen reduzieren. Der schwedische Energiekonzern muss außerdem rund 650 Millionen Euro einsparen. Auf Deutschland hat das zunächst wenig Auswirkungen.

Berlin - In der Not setzt Vattenfall auf Grün. Wegen schwankender Energiepreise und hoher Schulden will der schwedische Konzern bis 2013 rund 650 Millionen Euro einsparen und seinen CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Das kündigte Vattenfall-Chef Øystein Løseth am Dienstag in Stockholm an. „Wir wollen ein führendes Unternehmen für umweltgerechte und nachhaltig erzeugte Energie werden“, sagte Løseth. Bis 2020 sollen die klimaschädlichen CO2-Emissionen von 90 auf 65 Millionen Tonnen sinken. Dazu will der Konzern in Biomasse, Wind- und Wasserkraft investieren und sich an anderer Stelle von Kraftwerken und Mitarbeitern trennen.

Damit leitet Vattenfall den Ausstieg aus der Kohle ein. Vorerst allerdings nicht in Deutschland. Derzeit unterhält der Konzern in Deutschland, Dänemark, Polen und den Niederlanden große Kohlekraftwerke. Gerüchten, wonach sich Vattenfall von den Braunkohlewerken in Ostdeutschland trennen will, erteilte Løseth eine Absage. Auch der Neubau des Hamburger Steinkohlekraftwerks Moorburg soll wie geplant durchgeführt werden.

Stattdessen will sich Vattenfall offenbar von mehreren Standorten in Dänemark und Polen trennen. „In Deutschland gibt es einen breiteren Energiemix, da fällt die Kohle nicht so ins Gewicht wie in anderen Ländern“, begründete ein Konzernsprecher die Entscheidung. In Polen hingegen wird 95 Prozent des Stroms aus Kohle gewonnen. Zudem sei die Entwicklung der CCS-Technologie hierzulande weiterentwickelt. Bei dem umstrittenen CCS-Verfahren soll CO2 im Kraftwerk abgeschieden und gespeichert werden, statt in die Atmosphäre zu gelangen. Von wie vielen Kraftwerken genau sich Vattenfall trennen wird, will der Konzern noch nicht sagen. „Dafür ist es noch zu früh“, sagte Løseth. Auch wie viele Arbeitsplätze von den Einsparungen betroffen sind, ließ das Unternehmen offen. In Deutschland war schon zu Jahresanfang der Abbau von rund 1500 Stellen angekündigt worden. Mehr sollen es nicht werden, hieß es in Konzernkreisen.

Deutsche Politiker begrüßten die Abkehr von der Kohle, betonten jedoch, dass der Konzern dies nicht freiwillig entschieden habe. „Vattenfall will nicht auf Grün umstellen, sondern muss auf die desaströse Finanzsituation reagieren“, sagte Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. „Vattenfall beugt sich der zwingenden Ausstiegslogik“, sagte Wolfgang Neškovic (Linke).

Ausdrücklich nicht aussteigen will Vattenfall aus der Kernenergie. Im Gegenteil: Die Atomreaktoren in Krümmel und Brunsbüttel, die seit 2007 fast durchgehend stillstehen, sollen so bald wie möglich wieder laufen. „Mit den jetzt erweiterten Laufzeiten für deutsche Atomreaktoren ist das für uns sehr wichtig“, betonte Løseth. Auch der Bau neuer Atomkraftwerke sei vorstellbar, etwa in Großbritannien oder in Schweden.

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