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VDO-Übernahme: Conti erwägt Standortschließungen in Deutschland

Tausende Jobs stehen auf der Kippe: Der Autozulieferer Continental überlegt nach der Übernahme von Siemens VDO Standorte auch in Deutschland abzubauen.

"Natürlich werden wir uns auch die Standorte anschauen und sehen, ob wir da zu viele haben", sagte Conti-Chef Manfred Wennemer am einstigen Siemens-VDO-Sitz in Regensburg. "Das kann auch Deutschland betreffen. Es gibt da keine Heiligen Kühe."

Einen Personalabbau schloss Wennemer im Zuge der Integration von VDO weiter nicht aus. Bisher kursierende Zahlen über einen möglichen Stellenabbau seien aber reine Spekulation. "Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr die großen Integrationsschritte zumindest angekündigt haben", sagte Wennemer. Für die Mitarbeiter solle schnell Klarheit über die Zukunft geschaffen werden.

IG Metall fürchtet um Würzburger Werk

Die IG-Metall-Funktionäre warnen, dass bis zu 7000 Jobs gefährdet seien, die Betriebsräte gehen von einer niedrigeren Zahl aus. Die IG Metall fürchtet insbesondere um den Bestand des Würzburger Werkes, das bereits in der Vergangenheit unter Siemens-Führung bedroht war. In Regensburg, wo insgesamt 7400 Menschen bei dem Konzern arbeiten, stünden bis zu 1000 Verwaltungsstellen auf der Kippe. Wennemer bestätigte, dass zentrale Finanzbereiche von Regensburg nach Hannover verlagert werden sollen.

Der Conti-Chef betonte nochmals, dass bis 2010 auch die von Siemens übernommen Unternehmensteile ihre Rendite auf mindestens zehn Prozent steigern sollen. Wenn einzelne Werke diese Vorgabe nicht erzielten, würden sie verkauft oder geschlossen. "Wir geben grundsätzlich keine Standortgarantien", sagte Wennemer.

Der VDO-Standort Regensburg stehe vorerst nicht zur Disposition. Die beiden neuen Conti-Divisionen Power Systems (Antriebssysteme) und Interior (Fahrzeugelektronik), in denen weite Teile von Siemens VDO aufgehen, sollen hier ihre Zentrale haben. "Wenn man Mitarbeiter und Umsatz aufaddiert, dann ist das mehr, als Siemens VDO vorher hatte", sagte Wennemer. Zusammen kämen die Bereiche auf 60.000 Mitarbeiter und 11 Milliarden Euro Umsatz, während Siemens VDO zuvor nur 55.000 Mitarbeiter hatte. Am Mittwoch arbeiteten die ehemaligen Siemens-VDO-Mitarbeiter offiziell erstmals unter dem Dach der Continental AG.

Conti will die Integration von VDO im kommenden Jahr, spätestens 2009 abschließen. "2008 und 2009 werden sich Synergien und Integrationskosten etwa die Waage halten", sagte Wennemer. Zum Jahr 2010 werden Synergien von mindestens 170 Millionen Euro pro Jahr erwartet. Wennemer erklärte, dass wäre jedoch "enttäuscht", wenn nach 2010 keine höhere Summe erzielt werden könnte.

Wird auch das Werk in Berlin verkauft?

Von 2010 an seien dann auch wieder größere Übernahmen durch Continental denkbar, sagte Wennemer weiter. "2010, 2011 ist sicher der Zeitraum, wo wir wieder über größere Akquisitionen nachdenken könnten." Dies sei aber nur ein theoretischer Zeitrahmen, konkrete Pläne gebe es nicht.

Die von Siemens begonnen Verkaufsgespräche für den VDO-Geschäftsbereich Elektromotoren würden fortgesetzt, sagte Wennemer. Bei den Gesprächen gehe es um "verschiedene Werke im In- und Ausland", darunter den VDO-Standort Würzburg. Ob auch das Berliner Continental-Werk Teil der Verkaufsgespräche sei, wollte Wennemer weder bestätigen noch dementieren. Nicht zum Verkauf steht dagegen der übernommene 50-Prozent-Anteil am Gemeinschaftsunternehmen Emitec. Hier wäre Conti sogar daran interessiert, nun auch die vom britischen Zulieferer GKN gehaltenen 50 Prozent zu übernehmen.

Wennemer sagte, Continental wolle bis zum Jahr 2015 zu den führenden drei Autozulieferern der Welt aufsteigen. Mit VDO erzielt Continental mit rund 150.000 Mitarbeitern in 36 Ländern einen Jahresumsatz von mehr als 25 Milliarden Euro. (imo/dpa)

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