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Wirtschaft: Veag sieht drastische Ertragseinbußen voraus

Besserung erst nach der Jahrtausendwende erwartet Berlin (dw).Der ostdeutsche Stromversorger Veag rechnet für 1997 mit einem drastischen Ertragseinbruch.

Besserung erst nach der Jahrtausendwende erwartet

Berlin (dw).Der ostdeutsche Stromversorger Veag rechnet für 1997 mit einem drastischen Ertragseinbruch.Wie Finanzvorstand Gottfried Spelsberg-Korspeter am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Berlin-Marzahn ausführte, könne sich der Jahresfehlbetrag von 180 Mill.DM im vergangenen Jahr auf bis zu 250 Mill.DM erhöhen.Jürgen Stotz, der am Vortag zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Veag ernannt worden war, sagte voraus, daß sich das Ergebnis bis 1999 weiter verschlechtern werde.Erst im Jahre 2003 könne die Vereinigte Energiewerke AG wieder schwarze Zahlen schreiben.Stotz forderte die Bundesregierung auf, ihren Gesetzentwurf zur Liberalisierung der Strommärkte nachzubessern: Statt bis zum Jahre 2003 müsse die ostdeutsche Braunkohleverstromung bis einschließlich 2006 vor dem Wettbewerb geschützt werden."Was wir verlangen, ist Chancengleichheit", sagte Stotz und verwies auf das "enorme Investitionsprogramm" der Veag in den neuen Ländern: "Wir werden erst in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts die Spitze unserer Abschreibungs- und Kapitalbedienungskosten erreicht haben." Nach sechs Jahren rückläufiger Stromverkäufe konnte die Veag 1996 erstmals wieder Zuwächse verzeichnen.Vor allem wegen stärkerer Exporte über das europäische Verbundnetz gelang es, den Absatz um drei Prozent zu steigern.Dennoch gingen die Erlöse aus dem Stromverkauf um 236 Mill.DM oder vier Prozent zurück.Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit war 1996 ein Verlust von 66 Mill.DM, nach einem Minus von 139 Mill.DM im Jahr zuvor.Finanzvorstand Spelsberg-Korspeter nannte die dreiprozentigen Strompreissenkungen des vergangenen Jahres sowie den geringeren Absatz an die ostdeutschen Regionalversorger als Ursache.Mit Einsparungen bei Material- und Personalkosten konnte der Erlösrückgang zum Teil kompensiert werden: Die Zahl der Veag-Mitarbeiter sank zum Jahresende um etwa 1700 auf 9230.Nach der Jahrtausendwende soll die Mitarbeiterzahl bei rund 6000 liegen.Die Veag ist mehrheitlich im Besitz von RWE, Bayernwerk und Preussen Elektra (Veba). Spelsberg-Korspeter wies darauf hin, daß die Veag von ihren Vorgängern, den Kombinaten "weitgehend unwirtschaftliche Anlagen übernommen hat, so daß ein gewaltiges Investitionsprogramm erforderlich wurde." Allein 2,7 Mrd.DM investierte der Veag-Konzern 1996 - fast jede zweite Mark aus den Umsatzerlösen.Dazu wurden am Geldmarkt 1 Mrd.DM aufgenommen.Seit 1990 habe die Veag rund 11 Mrd.DM investiert und damit nunmehr die Hälfte ihres 20 Mrd.-DM-Investitionsprogramms bewältigt.Trotz der schlechten Ertragslage werde es keine nennenswerten Abstriche am Investitionsplan geben. Zu hohe Preise brauche sich die Veag nicht vorwerfen zu lassen, erklärte Vorstandsvorsitzender Stotz zu den wiederholten Klagen ostdeutscher Stadtwerke.Seit Januar 1996 habe die Veag zusammen mit den regionalen Stromversorgern rund 250 Mill.DM an Preisermäßigungen an ostdeutsche Unternehmen weitergegeben."Allein die Stadtwerke sind den Nachweis ihres Beitrags zu Senkung der Industriestrompreise schuldig geblieben", kritisierte Stotz.Obwohl das Bundeskartellamt bereits grünes Licht für das Preisniveau der Veag gegeben habe, sei man bereit, die Preise nocheinmal durch das Potsdamer Wirtschaftsministerium prüfen zu lassen.

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