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Kaum zu durchleuchten. Paletten mit Fracht, hier in Leipzig/Halle, könne man nicht scannen, sagen Fluglobbyisten. Foto: dpa

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Veraltete Technik: Airlines warnen vor Sicherheitslücken

Der Luftfahrtverband IATA hält Terror-Kontrollsystem für veraltet und fordert eine neue Technik.

Berlin/Frankfurt am Main - Die Fluggesellschaften beklagen große Sicherheitslücken beim Schutz vor Terroranschlägen. Bis heute gebe es keine Geräte, die ganze Paletten oder Container in einem Arbeitsgang scannen könnten, sagte Giovanni Bisignani, Präsident des Weltluftfahrtverbandes IATA, am Dienstag in Frankfurt am Main. Angesichts des wachsenden Luftfrachtaufkommens müsse es neue Lösungen geben. „Die Pakete aus dem Jemen haben uns daran erinnert, dass Regierungen und Unternehmen zusammenarbeiten müssen“, mahnte er mit Blick auf die Bombenfunde in Großbritannien. „Wir müssen einen 40 Jahre alten Überwachungsprozess modernisieren.“

Bisignani plädierte dafür, Luftfracht nicht erst am Flughafen zu untersuchen. Vielmehr müsse die gesamte Lieferkette vom Produzenten bis zum Spediteur mit einbezogen werden. Heikelster Punkt sei der Weg des Stückguts vom Versender zum Flughafen. Entsprechende Verfahren könnten zügig realisiert werden, nötig sei dazu aber Druck von Regierungen und nationalen Luftfahrtbehörden.

Vor zu aufwendigen Durchsuchungen an Flughäfen warnte auch die Wirtschaft. Die genaue Kontrolle jeder einzelnen Sendung am Flughafen stoße an technische und organisatorische Grenzen, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Die Lieferkette vom Versender bis zur Anlieferung am Flughafen müsse lückenlos überwacht werden.

„Der Jemen hat unsere ganze Aufmerksamkeit nun auf die Sicherheit in der Luftfracht gelenkt“, befand IATA-Chef Bisignani. Sein Verband setzt auf neue Technik. So könne ein einheitliches elektronisches Ticket für Luftfracht die herkömmlichen Frachtpapiere ersetzen. „E-Fracht würde Zeit und Geld sparen, und die Behörden könnten schon vor dem Flug erfahren, welche Güter von wo nach wo transportiert werden sollen“, sagte Bisignani. Anders als beim Schiffsverkehr können die Behörden an Flughäfen keine Technik mit hohen Dosen an Röntgenstrahlen oder Radioaktivität einsetzen. Bisignani wies auch auf die Kosten hin, die durch die Sicherheitsmaßnahmen entstünden. Allein die Fluglinien hätten weltweit jährlich umgerechnet 4,2 Milliarden Euro zu schultern.

Fraglich ist aber, ob angesichts des im Jemen-Fall verwendeten Sprengstoffs neue Technik die entsprechenden Pakete überhaupt aufgespürt hätte. Nicht einmal spezielle Spürhunde hatten den in einer Druckerkartusche versteckten Sprengstoff entdeckt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte am Montagabend, bei der Verbesserung der Sicherheit im Luftverkehr seien die unsicheren Herkunftsländer das Problem.

Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Kanada haben vier Tage nach dem Bombenfund die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Die Deutsche Flugsicherung wurde von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) angewiesen, direkte und indirekte Flüge aus dem Jemen nicht mehr in den deutschen Luftraum einzulassen. Deutschland bleibe ein Ziel des Terrorismus, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Ole Schröder (CDU). Im Passagierbereich sei die probeweise Einführung von Körperscannern Ende September auf dem Flughafen Hamburg „sehr positiv“ angelaufen.

Zusätzliche Kontrollen sollen für die Passagiere aber keinen zusätzlichen Ärger bedeuten, forderte IATA-Chef Bisignani. „Es ist nicht akzeptabel, Passagiere so lange wie Terroristen zu behandeln, bis sie sich als unschuldig erweisen.“ Der Kontrollprozess müsse sicherer, schneller und komfortabler werden. Langfristiges Ziel sei, dass die Fluggäste in einem reibungslosen Prozess ohne Unterbrechung vom Eingang des Flughafens bis zur Tür des Flugzeugs kommen. mit dpa

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