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Wirtschaft: "Veranstalter sollten kulant sein"

Der Bund glaubt an die Strahlkraft der WM

Herr Hinsken, die Vogelgrippe breitet sich immer weiter aus. Wird die Tourismusbranche in Deutschland Schaden nehmen?

Die Lage hat sich verschärft, das ist nicht von der Hand zu weisen. Und die Angst, zu der die Deutschen neigen, ist auch im Tourismus spürbar. Aber die Seuche bleibt immer noch eine Tierseuche. Menschen sind nicht unmittelbar in Gefahr.

Die Insel Rügen meldet für Ostern Buchungsrückgänge. Fürchten Sie auch Auswirkungen auf die Sommersaison?

Ich hoffe, die Vogelgrippe bis zum Beginn der Hauptreisezeit im Griff zu haben. Daher begrüße ich, dass die Welttourismusorganisation auf der ITB ein Informationsforum zum Thema Vogelgrippe veranstaltet. Das wird vielen die Angst nehmen.

Sind Urlauber bisher nicht ausreichend informiert worden?

Doch, ja. In den betroffenen Gebieten war man freilich nicht so professionell, wie man sich das gewünscht hätte.

Können Sie den Hotels und Tourismusbetrieben Hilfe in Aussicht stellen?

Über Geld sprechen wir am Schluss. Wir müssen erst einmal abwarten, wie groß mögliche Schäden überhaupt sind. Die Reiseveranstalter selbst sind ja noch relativ gelassen. Wir werden niemanden verhungern lassen, der unverschuldet durch die Seuche in Schwierigkeiten gerät.

Nur der Veranstalter Ameropa erlaubt bisher den kostenlosen Reiserücktritt wegen der Vogelgrippe. Sollten andere Unternehmen dem Beispiel folgen?

Ich kann mir kaum vorstellen, dass es für Urlauber, die fürchten, krank aus den Ferien zurückzukommen, keine Regelung geben wird. Das haben die Veranstalter in Ländern, in denen es Terroranschläge oder Naturkatastrophen gab, auch so gehandhabt. Sie sollten und werden sicher auch im Fall der Vogelgrippe kulant sein.

Wird die WM das Tourismusjahr retten?

Ich hoffe, dass die WM der Renner wird. Unser Ziel sind mehr als 350 Millionen Übernachtungen. Das wären zwei Prozent mehr als 2005 – wenn uns die Vogelgrippe keinen Strich durch die Rechnung macht. Was mich ein wenig besorgt, ist, dass ländliche Regionen wenig von der WM haben. Da sollten die regionalen Tourismusverbände kreativer werden, um in Kooperation mit den Austragungsstädten das ganze Land profitieren zu lassen.

Die Deutschen machen am liebsten in Deutschland Urlaub – auch 2006?

Wir werden erneut einen Zuwachs haben. Schon jetzt haben die Bundesbürger 107,5 Milliarden Euro während des Urlaubs in Deutschland ausgegeben. 2006 werden es noch mehr sein.

Das Interview führte Henrik Mortsiefer

Ernst Hinsken (CSU) ist Tourismusbeauftragter der Bundesregierung. Das Amt wurde von der großen Koalition neu eingeführt. Hinsken gehört dem Bundestag seit 1980 an.

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