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Wirtschaft: Verbraucher beenden den Käuferstreik

Der lange Sonnabend und die Aussicht auf Steuersenkungen bescheren dem Handel im Juni ein Umsatzplus

Berlin (msh). Die Einzelhändler in Deutschland haben wegen der längeren Ladenöffnungszeiten und der Aussicht auf Steuersenkungen im Juni deutlich mehr verkauft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg der Umsatz der Händler im Juni um zwei Prozent im Vergleich zum Vormonat. Eine Umfrage des Tagesspiegel ergab, dass der lange Sonnabend vielen Händlern unter dem Strich ein Umsatzplus beschert hat. Branchenvertreter und Marktforscher sehen aber noch keine grundlegende Trendwende für die Branche.

In der vergangenen Woche hatten eine Aufhellung des Konsumklimas und überraschend positive Halbjahreszahlen des größten deutschen Handelskonzerns, der Metro, die Hoffnung auf ein Ende der Konsumflaute genährt. MetroChef Hans-Joachim Körber hatte sich zudem optimistisch für die Zukunft geäußert. Der von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte Konsumklimaindex stieg für den Monat August erneut an.

Nach den Zahlen des Statistikamtes verkauften sich im Juni vor allem Nahrungsmittel, Getränke und kosmetische Produkte gut. Auch der Versandhandel legte im Vergleich zum Vorjahresmonat beim Umsatz um zwei Prozent zu. Zwar ist der Gesamtumsatz des Einzelhandels im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat nominal um 0,4 Prozent gesunken, aber es gab damals zwei Verkaufstage mehr als jetzt. Sorgenkind bleibt weiter der Textilhandel, der 3,2 Prozent weniger umsetzte. Die Textilhändler liefern sich seit mehr als einem Jahr einen harten Preiskampf. Viele Händler verkaufen zwar mengenmäßig mehr, der Umsatz aber stagniert oder fällt wegen der Rabatte.

Nach einer Umfrage des Tagesspiegel haben die längeren Ladenöffnungszeiten an Sonnabenden vielen Händlern einen echten Umsatzschub gebracht. „Zwar läuft das Geschäft an anderen Wochentagen wie dem Freitag etwas ruhiger. Per Saldo bleibt aber ein Umsatzplus übrig“, sagt Karstadt-Sprecher Michael Scheibe. Ähnlich sieht es bei der Parfümerie-Kette Douglas aus. „An Sonnabenden haben wir zweistellige Zuwachsraten. Das gleicht leichte Verluste am Montag aus“, sagt Douglas-Sprecher Michael Rotermund. Die Bekleidungskette C & A hat nach Angaben eines Sprechers gar keine Einbußen an anderen Werktagen, sondern kann den Mehrumsatz am Sonnabend voll verbuchen. Unklar ist aber noch, ob der lange Sonnabend der gesamten Branche ein Umsatzplus bringt. Experten meinen, dass davon vor allem die Händler in den Innenstädten und den Einkaufszentren auf der grünen Wiese profitieren. Händler in Randlagen haben haben dagegen das Nachsehen.

Nach den ersten fünf Tagen des Sommerschlussverkaufs zogen die Händler eine positive Bilanz. Karstadt und C & A sprachen von einem Geschäft auf Vorjahresniveau. Die berichte in den Medien über den vermeintlich letzten Schlussverkauf in seiner jetzigen Form habe die Verbraucher nicht in Scharen in die Geschäfte gelockt. Die Bundesregierung will die Schlussverkäufe abschaffen. Die Änderung des Wettbewerbsrechts muss nur noch den Bundestag passieren.

Der Handelsverband HDE zeigte sich mit dem Verlauf des Schlussverkaufs zufrieden, warnte aber vor Euphorie. Die Verkaufszahlen vom Juni seinen noch „kein Anlass zum Jubeln“, sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr. Die Aussicht auf Steuersenkungen habe die Laune der Verbraucher zwar gebessert, noch sei die Entlastung aber nicht in trockenen Tüchern. Der HDE rechne wegen des anhaltend heißen Wetters mit einem schwierigen Juli, der unter dem Vorjahr bleiben könnte.

Diese Meinung wird von der Handelsberatung BBE gestützt, die monatlich das Einzelhandelsklima ermittelt. Darin werden rund 300 Händler nach ihren Erwartungen befragt. Nach einem Anstieg im Mai und Juni sank der Index im Juli um fast vier Punkte gegenüber dem Vormonat. Besonders stark war der Einbruch in Ostdeutschland. Der Grund: die extreme Hitze.

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