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Wirtschaft: Verbraucher fürchten höhere Steuern GfK-Konsumklima sinkt zum vierten Mal in Folge – trotz Neuwahl ist keine Trendwende in Sicht

Berlin - Die Aussicht auf Neuwahlen hat die deutschen Verbraucher – im Gegensatz zu den Unternehmen – nicht aus ihrem Stimmungstief herausreißen können. Im Juli beurteilten sie die Wirtschaftsentwicklung und die Aussichten auf ihre eigene finanzielle Zukunft zum vierten Mal in Folge negativer als im Vormonat, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Mittwoch mitteilte.

Berlin - Die Aussicht auf Neuwahlen hat die deutschen Verbraucher – im Gegensatz zu den Unternehmen – nicht aus ihrem Stimmungstief herausreißen können. Im Juli beurteilten sie die Wirtschaftsentwicklung und die Aussichten auf ihre eigene finanzielle Zukunft zum vierten Mal in Folge negativer als im Vormonat, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Mittwoch mitteilte. Für August erwartet die GfK einen weiteren Rückgang – und halbierte am Mittwoch auch gleich ihre Prognose für das Gesamtjahr. „Ich glaube nicht, dass wir 2005 eine Trendwende bekommen werden“, sagte GfK-Forscher Rolf Bürgl. Für 2005 erwartet das Institut jetzt nur noch einen Anstieg des privaten Konsums um 0,2 Prozent. Eine Verbesserung der Lage werde es erst mit neuen Arbeitsplätzen geben, sagte Bürgl.

Anders als die Konsumenten sind die Unternehmen seit der Neuwahldiskussion deutlich optimistischer gestimmt. Sowohl der Ifo-Geschäftsklimaindex als auch der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung hatten im Juli überraschend zugelegt.

Die Marktforscher sehen darin keinen Widerspruch. „Die Unternehmen rechnen im Fall eines Regierungswechsels mit Entlastungen, zum Beispiel beim Kündigungsschutz und bei der Steuer“, sagte GfK-Experte Bürgl. „Die Verbraucher befürchten dagegen zusätzliche Belastungen.“ Sie trauten weder der Politik noch den Unternehmen zu, auf dem Arbeitsmarkt und bei der Konjunktur eine Wende herbeizuführen.

Verunsichert habe die Konsumenten vor allem die Diskussion um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, heißt es bei der GfK. Das führte dazu, dass ihre Neigung, größere Dinge anzuschaffen, deutlich gestiegen ist – aus Angst vor steigenden Preisen im kommenden Jahr.

Diese Angst könnte das Weihnachtsgeschäft beleben. „Wir erwarten einen kleinen Push zum Jahresende“, sagte GfK-Mann Bürgl. Profiteure könnten unter anderem die Hersteller von Unterhaltungselektronik sein. Ökonomen teilen diese Auffassung. „Wenn die Mehrwertsteuererhöhung kommt, wird es wahrscheinlich Vorzieheffekte im letzten Quartal geben“, sagte Gebhard Flaig vom Ifo-Institut dem Tagesspiegel.Einen deutlichen Schub für die Konjunktur erwartet er dadurch aber nicht. „Verbraucher werden ohnehin geplante größere Anschaffungen nur vorziehen, dafür aber im nächsten Jahr entsprechend weniger kaufen“, sagte Flaig.

Auch die Autoindustrie erwartet zum Jahresende bessere Geschäfte. „Die Diskussion um eine Anhebung der Mehrwertsteuer hat das Interesse und die Kaufabsichten der Automobilkunden in den letzten Tagen verstärkt“, sagte Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, dem Tagesspiegel.Allerdings lasse sich diese jüngste Entwicklung noch nicht an konkreten Zahlen im Markt festmachen. Frühere Mehrwertsteuererhöhungen hätten gezeigt, dass Kunden in erster Linie kurzfristig vor Eintreten der Steuererhöhung vorgezogene Käufe tätigten.

Maren Peters

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